fit und munter - Ernährungsmärchen machen krank und dick

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Ernährungsmärchen machen krank und dick

Provokantes Buch von Ernährungsexperten, die sich etwas trauen. Moderne Ernährungsmärchen legen sich mit der Industrie und den Lobbyisten an

Sehr viele Ernährungsregeln halten einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand und das Ernährungswissen ist von Ernährungsmärchen geprägt. Viele Menschen brauchen einfach "Buhmänner" in der Ernährung. Daher sind auch Schweinefleisch, Salz, Butter und Zucker als krankmachend allgemein bekannt obwohl wissenschaftliche keine Schädlichkeit nachweisbar ist.

Mit ihrem Buch "Moderne Ernährungsmärchen" machen sich die Ernährungsexperten Doreen Nothmann, Ernährungswissenschaftlerin aus Hannover und Sven-David Müller, Diätassistent und Wissenschaftsjournalist aus Berlin, allseits unbeliebt. Ich mache mich gerne bei einigen Menschen unbeliebt, wenn ich dadurch zur allgemeinen Aufklärung beitragen kann, betont Sven-David Müller.

Ernährungslügen der Industrie, von Vereinen, Lobbyisten und Verbänden decken die Autoren der zweiten Auflage des Ernährungsratgebers Moderne Ernährungsmärchen auf. Viel zu oft bestimmen die Interessen der Industrie und Lobbyisten oder das "Halbwissen" von ausgewiesenen Nichtexperten das Ernährungsverhalten der Bevölkerung und schädigen letztlich sogar die Gesundheit, betont heute Sven-David Müller. In der zweiten Auflage zeigen die Autoren aktuelle Ernährungsmärchen und ihre Hintergründe auf. Auf 160 Seiten gewährt das Buch einen Einblick in die Entstehungsgeschichte von Ernährungsmärchen und erläutert die Hintergründe in den Rubriken Die 33 populärsten Ernährungsmärchen, Lauter süße Märchen, Heißkalte Aufwärmmärchen, Fette Märchen, Schlanke und dicke Märchen, Flüssige Märchen, Zusätzliche Märchen, Ammen- und Kindermärchen, Rohe und vollwertige Märchen, Gefährliche und krank machende Märchen sowie Märchen rund ums Ei. Es ist den Autoren aber auch gelungen, im Kapitel "Nichts als die Wahrheit" Empfehlungen für eine gesunde Lebens- und Ernährungsweise zu geben. Die größten Ernährungsmärchen:

1. Olivenöl ist das gesündeste Öl
2. Zucker macht krank
3. Kohlenhydrate machen schlank
4. Eier erhöhen den Cholesterinspiegel
5. Salz löst Bluthochdruck aus
6. Rohes ist gesünder als Gekochtes
7. Wein ist gesund
8. Süßstoff fördert den Appetit
9. Fasten ist gesund
10. Fett macht dick

Insgesamt haben die Experten mehr als 100 Ernährungsmärchen identifiziert und entzaubert, indem sie sie unter die ernährungswissenschaftliche Lupe genommen haben. Viele Menschen glauben noch immer, dass Süßstoff Krebs auslöst, obwohl es darauf keinerlei Hinweise gibt. Dass Gemüse und Obst heute immer weniger Vitamine und Mineralstoffe enthalten sollen, ist wohl ein willkommener Marketinggag der Vitamin-Lobby. Aber auch echte Klassiker, wie Spinat ist eisenreich, greift das Märchenbuch auf, das sich in der ersten Auflage zum Bestseller entwickelte.

Ernährungsmärchen entstehen, wenn die Industrie oder Lobbyisten einen Absatzvorteil erreichen möchten. Daher ist der Krieg der Butter- und Margarine-Lobby leicht nachzuvollziehen. Interessant ist diesbezüglich beispielsweise, dass die Margarine schlecht sein soll, weil sie angeblich Transfettsäuren enthält. Die Autoren klären auf, dass erstens die Diät- und Reformmargarine transfettsäurefrei ist und außerdem Butter reichlich Transfettsäuren enthält. Insgesamt stellt die Transfettsäure in Deutschland aber kein Problem dar. Lediglich bestimmte frittierte Lebensmittel und Backwaren enthalten so viel Transfettsäuren, dass sie nicht mehr in die Gruppe der gesunden Lebensmittel einzuordnen sind, wenn sie täglich auf dem Speiseplan stehen.

Andere Erben der Gebrüder Grimm sorgen im Ernährungsbereich für immer neue Mythen: Die ausgewiesenen Nichtexperten im Bereich der Ernährungswissenschaft und Diätetik. Ständig äußern sich (Star-)Köche, Lebensmittelchemiker oder Fitnesstrainer zu Ernährungsfragen, ohne dazu eine befähigende Ausbildung zu haben, kritisiert Sven-David Müller. Bei genauer Betrachtung findet die Ernährungsaufklärung in Deutschland praktisch immer durch ausgewiesene Nichtexperten statt. Wer ernsthaft einem Koch, Psychologen oder Sporttrainer glaubt, was er über Ernährung sagt, der muss sich fragen, warum er seine Steuererklärung nicht beim Bäcker machen lässt.

Die Autoren wollen wachrütteln und regen mit dem Buch zum Überdenken der Ernährungsgewohnheiten an. Die Diskussion um Ernährungsmärchen macht deutlich, dass viele Menschen zu wenig kompetent über die richtige Ernährungsweise informiert sind. Das ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass der Bevölkerung scheinbar nicht klar ist, dass lediglich Diätassistenten und Ernährungswissenschaftler adäquat darüber aufklären können, betont Sven-David Müller. Eigentlich ist es nicht zumutbar, wenn Menschen, die keinerlei Ausbildung im Bereich der Ernährungsmedizin, Diätetik oder Ernährungswissenschaft haben, ernsthaft Menschen Tipps und Hinweise zur Ernährung geben, erklärt er abschließend.

Bibliografische Daten: Moderne Ernährungsmärchen, Sven-David Müller, Prof. Dr. Michael Vogt und Doreen Nothmann, Schlütersche Verlagsanstalt, ISBN 3-899993-524-1, 12,90 Euro

Redaktionsservice: Rezensions-Exemplare können unter diaetmueller@web.de angefordert werden.
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