fit und munter - Studien belegen Wirksamkeit von Ergotherapie bei Demenz /Ältere Menschen mit allen Formen und Stadien von Demenzerkrankungen profitieren

fit und munter

Studien belegen Wirksamkeit von Ergotherapie bei Demenz /Ältere Menschen mit allen Formen und Stadien von Demenzerkrankungen profitieren


Doppelt so viele demenzkranke ältere Menschen wie
zurzeit! Das ist die Prognose für das Jahr 2050. Welche Auswirkungen
dies haben wird, lässt sich derzeit noch nicht bis in die letzte
Konsequenz ermessen. Eines ist aber jetzt schon sicher: Die Betreuung
von Betroffenen mit mittlerer und schwerer Demenz wird für alle - die
(pflegenden) Angehörigen, Ärzte, Ergotherapeuten und Pflegeberufe -
eine große Herausforderung werden. Anlass für Dieter Korczak, Carola
Habermann und Sigrid Braz wissenschaftlich zu belegen, was der
Berufsgruppe der Ergotherapeuten schon lange aus der Praxis klar ist:
Ergotherapie bewirkt in jedem Stadium von Demenz eine Verbesserung
bei diesen älteren Menschen. Die Studienergebnisse sprechen für sich!

Was sich für Angehörige oder Freunde demenzkranker Menschen als
Vergesslichkeit, Desorientierung oder Unruhe und Aggression zeigt,
ist für Spezialisten wie die Ergotherapeutin Carola Habermann ein
äußerst vielschichtiges Krankheitsbild. Zusammen mit Dieter Korczak
und Sigrid Braz hat sie die vom Deutschen Institut für Medizinische
Dokumentation und Information (DIMDI) beauftragte Literaturstudie
"Wirksamkeit von Ergotherapie bei mittlerer bis schwerer Demenz"
durchgeführt. Die Resultate dieser Ausarbeitung zeigen ganz deutlich,
dass - so wie es die Ergotherapie für sich beansprucht - eine an
diese erkrankten älteren Menschen angepasste Behandlung wirkt. Und
das in jedem Stadium der Erkrankung.

Bei älteren Menschen Auswirkung von Demenz abschwächen,
Krankheitsverlauf und Einzug ins Heim verzögern

Den Hirnabbauprozess Demenzkranker zu verlangsamen, das streben
erfahrene Ergotherapeutinnen wie Carola Habermann als oberstes Ziel
an. "Bewegung und Kognition zögern die Verschlimmerung der Demenz im
frühen Stadium hinaus, das ist unzweifelhaft erkennbar oder
"evident", wie wir in unserem Fachjargon sagen.", erklärt die auf
Demenzerkrankungen spezialisierte Ergotherapeutin. Sie greift auf ein
breites Spektrum von Methoden und Ideen zurück und lässt ihre
Klienten spielerisch das Eine mit dem Anderen verbinden. Bei
gymnastikähnlichen Bewegungen zu Musik oder beim Bälle oder Tücher
werfen, lässt sie sie Rätsel raten oder stellt Fragen allgemeiner
Natur. So knüpft sie an Bekanntes und Erinnerungen von früher an. Der
medizinische Effekt dieser Vorgehensweise ist mit der neuen Studie
nun auch wissenschaftlich erwiesen, denn sinngemäß liest man dort,
dass die einzelnen Verfahren sich je nach Demenzstadium positiv auf
die verschiedenen Lebensbereiche auswirken. Und weiter heißt es, dass
die Voraussetzung hierfür eine strukturierte und patientenzentrierte,
also auf den Einzelnen zugeschnittene, Umsetzung ist. Aber das
versteht sich in der Ergotherapie sowieso von selbst.

Alltag bewältigen lernen, Angehörige bei Pflege entlasten

Außer einer solchen Verbesserung der Lebensqualität bietet die
Ergotherapie aber viel mehr: Sie ist die Behandlungsform, die sich an
erster Stelle um die Selbstversorgung kümmert, die die
Eigenständigkeit auch bei demenzkranken älteren Menschen möglichst
lange erhält. Wer selbst den Alltag mit einem demenzkranken
Angehörigen oder Partner erlebt, weiß, wie unglaublich erleichternd
es ist, wenn dieser bei denkbar vielen Aktivitäten so lange wie
möglich alleine zurechtkommt. Ergotherapeuten schulen und trainieren
dazu sowohl die Erkrankten selbst als auch die betreuenden bzw.
pflegenden Angehörigen. Wenn der demente Mensch noch in einem
anfänglichen Stadium und dazu fähig ist, arbeitet Carola Habermann
beispielsweise mit einem Klappkalender mit Wochenübersicht. Darin
lässt sie ihre Klienten zur Erleichterung der Tagesstruktur alle
Termine und Ereignisse der Woche eintragen und weist auch die
Angehörigen an, mitzumachen und bei Orientierungsfragen auf den Blick
in den Kalender zu verweisen. "Wenn wir zu einem frühen Zeitpunkt
anfangen, mit den leicht an Demenz Erkrankten zu trainieren, ist das
eine große Entlastung der pflegenden Personen. Denn die
selbstständige Lebensführung ist ein ganz wichtiger Aspekt.",
bestätigt Habermann, was Familien, die demente Angehörige pflegen,
nur zu gut wissen. Bei der Therapie geht es jedoch nicht alleine um
die Selbstständigkeit der Demenzkranken und die Lebensqualität aller
Beteiligten. Vielmehr hat die ergotherapeutische Behandlung auch eine
immense wirtschaftliche Auswirkung. Denn wie aus zwei der aktuellen
Studie zugrunde liegenden Untersuchungen hervorgeht, kann durch
rechtzeitig einsetzende Ergotherapie der Umzug dieser erkrankten
älteren Menschen in ein Pflegeheim bis zu eineinhalb Jahren
hinausgezögert werden.

Bei Umzug ins Pflegeheim: Beratung und Planung wichtiges Element
der Ergotherapie

Ein äußerst heikler Punkt und eine Gefühlsachterbahn für alle ist
der Wechsel aus der familiären, vertrauten Umgebung in ein
Pflegeheim. Irgendwann kann dieser Zeitpunkt jedoch eintreten und
Frau Habermann und ihre Kolleginnen und Kollegen aus der Ergotherapie
unterstützen die betreuten Familien auch hierbei. Carola Habermann
verdeutlicht, warum dies sorgsam geplant und vorbereitet werden muss:
"Es hat sich als sinnvoll erwiesen, dass Patienten mit Demenz in ein
Heim kommen, solange sie dieses als neues Zuhause und schützenden
Rahmen annehmen können. Ich spreche das Thema 'Platzsuche im Heim'
frühzeitig an und erkläre alles ausführlich, so dass die Familien,
also die Pflegenden mit dem Erkrankten gemeinsam eine für alle
tragbare Entscheidung treffen können." Und auch im Heim stehen wieder
Ergotherapeutinnen und Ergotherapeuten bereit, die dafür sorgen, dass
es ihren Klienten weiterhin gut geht. Bei Menschen mit mittlerer oder
schwerer Demenz sind es oft die vermeintlich einfachen, grundlegenden
Dinge die helfen, wie kleine Massagen oder das Führen der Hände, um
das Gesicht einzucremen. Auch eine vernünftige Lagerung ist
förderlich, denn sie bewirkt, dass die Menschen sich im Bett wieder
wahrnehmen können. Erhalten die Erkrankten mehrmals am Tag einen
solchen klaren sensorischen Input, werden sie ruhiger. Und sedierende
Arzneimittel sind entweder gar nicht nötig oder können reduziert
werden. Eine Entlastung also auf allen Ebenen und für alle
Beteiligten.

Der vollständige Bericht ist unter
http://portal.dimdi.de/de/hta/hta_berichte/hta343_bericht_de.pdf frei
zugänglich.

Informationsmaterial erhalten Interessierte bei den
Ergotherapeuten des Deutschen Verbandes der Ergotherapeuten e.V.
(DVE). Diese sind über die Therapeutensuche auf www.dve.info finden.



Pressekontakt:
Angelika Reinecke, Deutscher Verband der Ergotherapeuten e.V.,
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, Telefon: 033203 - 80026,
E-Mail: a.reinecke@dve.info
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