fit und munter - Im nordbayerischen Kronach lädt einer der letzten Flößer zu imaginären Flussreis

fit und munter

Im nordbayerischen Kronach lädt einer der letzten Flößer zu imaginären Flussreis

Im kleinen Dorf- und Flößermuseum, im Kronacher Stadtteil Friesen, lebt das Flößerhandwerk weiter und trotzt dem Vergessen
Er ist einer der Letzten seines Standes: Alfons Geiger, 81 Jahre alt, von Beruf Flößer. 1949, vor fast 50 Jahren, stand er zum letzten Mal auf einem Floß aus Baumstämmen und flößte das kostbare Rohmaterial vom Frankenwald bis nach Mainz. Für die über 300 Kilometer lange Strecke brauchten Geiger und seine Kollegen aus dem kleinen Kronacher Stadtteil Friesen damals zwischen drei und vier Wochen. Heute nimmt der bescheiden auftretende Mann die Besucher des neuen Dorf- und Flößermuseums mit auf eine imaginäre Reise auf Deutschlands Flüssen. Als letzter Vertreter der Flößerzunft seines Ortes gibt er während der Führungen ein Wissen weiter, das sonst verloren ginge, denn kaum jemand kann sich heute noch vorstellen, wie hart das Leben der Männer einst war. Immer wieder setzten sie ihr Leben aufs Spiel, um mit ihrem geringen Lohn ihre Familie im einst armen Frankenwald zu ernähren.

„Eines meiner Lieblingsstücke der Ausstellung ist eine Ahnentafel, die über 70 Flößervorfahren aus Friesen verzeichnet“, erzählt Alfons Geiger. Ein Lächeln erscheint auf seinen Lippen, denn auf der Tafel findet man nur selten die offiziellen Nachnamen. Um Verwechslungen zu vermeiden, hatte fast jeder Flößer einen Spitzenamen. „Mein Vater wurde von seinen Flößerkollegen immer Zwiesel genannt. Der Spitzname rührte daher, dass er ein paar Jahre im Bayerischen Wald, in der Stadt Zwiesel, gelebt hatte.“ So sucht man den Namen von Vater Geiger tatsächlich vergebens auf der Ahnentafel, als Zwiesel ging er in die Familien- und Ortsgeschichte ein.

Ein weiteres Ausstellungsstück ist die Flößerhütte: Das offene Häuschen mit einer Grundfläche von drei mal vier Metern war auf den schwimmenden Holzstämmen befestigt und diente mindestens zwei Flößern als Koch- und Schlafstätte. Zur Stärkung wurde hier mittags die typische Flößersuppe gekocht, eine wärmende Brühe aus Rindfleisch, Kartoffeln und Gemüse. Für Alfons Geiger und seine Kollegen war dies die einzige Pause während ihres langen Arbeitstages, der morgens um fünf Uhr begann und bis zum Einbruch der Dunkelheit dauerte. „Es war ein raues Leben, wie wir uns oft nass bis auf die Knochen, den Weg über die Kronach, Haßlach und Rodach bis zu den holzdurstigen Städten an Main und Rhein bahnten“, resümiert der 81-Jährige.

Reisende, die sich auf den Weg in das Flößerörtchen Friesen machen möchten, können dies mit einem Besuch der Stadt Kronach verbinden, die eine der größten Festungsanlagen Europas beherbergt: die Festung Rosenberg. Die Kronacher Stadthotels bieten hierzu an allen Wochenenden eine Flößer-Pauschale an: Dann kostet eine Übernachtung inklusive Frühstück im Einzelzimmer 69 Euro, im Doppelzimmer 92,50 Euro. Zu buchen ist die Pauschale direkt über das Vier-Sterne-Hotel Pfarrhof, Telefon 0 92 61 – 50 45 90. Weitere Informationen zum Dorf- und Flößermuseum Friesen gibt es direkt beim Tourismus- und Veranstaltungsbüro der Lucas Cranach-Stadt Kronach, Telefon 0 92 61 – 97 236, oder im Internet unter www.kronach.de. Kronach liegt auf halber Strecke zwischen Berlin und München und ist über die Autobahn A 9, Ausfahrt Kronach zu erreichen.
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