fit und munter - Der verrückteste Laden von Köln: Vom Karnevalsbedarf zur Kreativwerkstatt

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Der verrückteste Laden von Köln: Vom Karnevalsbedarf zur Kreativwerkstatt

Von Uwe Herzog

Köln, Belgisches Viertel: Eigentlich wirkt das Haus in der Lindenstraße Nummer 53 ganz normal. „Aber,“ würde jeder echte Kölner sofort einwenden, „wat is’ schon normal?“ Und deshalb verwundert es nicht, wenn sich hier im Hinterhof, zwischen einem der zahllosen Büdchen der Stadt und dem letzten Schuster der Gegend, Dinge tun, die eben nur in der Hochburg der Jecken als „normal“ gelten: Da flattern Federboas um rasierte Männerbeine, da fließt jede Menge Filmblut, da werden Keuschheitsgürtel für Damen knapp, da kleben falsche Bärte unter roten Pappnasen und da lassen sich professionelle Vampire neue Zähne schleifen.


Überhaupt ist Maßarbeit in der Werkstatt von Bernd Sondergeld (42) und seinem kleinen Team täglich Brot: „Wir arbeiten häufig auf Kundenwunsch – viele unserer Kostüme, Masken oder Dekorationen sind Unikate oder werden individuell angepasst,“ sagt der „geborene Allrounder“ (Sondergeld über Sondergeld) und fügt nicht ohne Stolz hinzu: „Bei uns gibt es eigentlich nichts, was es nicht gibt!“ Bereits der Name von Werkstatt und Ladengeschäft ist Programm: „Jot Jelunge – Dekoration & Kostüm“: „Der Kölner Karneval ist nur eines unserer Geschäftsfelder,“ so Bernd Sondergeld, „wir statten alle Arten von Events aus – von der Hochzeit über Tagungen und Messestände bis zu Promotionaktionen, außerdem beliefern und beraten wir Film- und TV-Produktionen.“

Kein Wunder also, dass in Kölns ältester Kostüm- und Dekoschmiede auch im Sommer Hochbetrieb herrscht – zum Beispiel bei der Herstellung von Promotionkostümen für große Markenartikler wie BASF, Wagner Pizza, Ambre Solair oder Mövenpick. „Jot Jelunge“-Chef Sondergeld: „Wir setzen entweder vorhandene Maskottchen in Kostüme um oder entwerfen eigene Figuren.“ Da wandeln schließlich Promoter als menschliche „Pakete“ durch Deutschlands Straßen (Deutscher Post Dienst), als „Druckerpatronen“ (Pelikan), „Zahncremetuben“ (Provinzial Versicherung), „Zuckerhüte“ (Köln Zucker) oder auch „Computer“, „Laptops“ und „Handys“ – wie etwa auf der CEBIT in Hannover. Sondergeld: „Oft werden auch nur Accessoires benötigt, zum Beispiel ausgefallene Hüte oder Federschmuck ...wir beraten dabei auch konzeptionell, weil die Kunden sich mit einem eigenen Erscheinungsbild deutlich von anderen Promotions absetzen wollen.“

Besonders im Vorfeld von Messen sind die Jungs von „Jot Jelunge“ gefragt: Welche Dekoration passt zum Stand? Wie können Messebesucher besonders attraktiv angesprochen werden? Bernd Sondergeld: „Wir konzipieren und gestalten Eyecatcher, die zum jeweiligen Unternehmen oder zur Marke passen.“ Die Palette reicht von Vitrinendekorationen über den Einsatz lebensgroßer Puppen bis hin zu bedruckten Großformattextilien, die als Raumteiler und Blickfang zugleich dienen. Auch das neue Geschäftsfeld Floristik „floriert“: „Neben Messekunden beliefern wir vor allem Hotels und Gaststätten mit ausgefallenen Blumenbukets,“ so der „Blüten- und Pflanzen-Experte“ im Team, Christian Bauer. Meist muss es schnell gehen und so herrscht in den Werkstatträumen von „Jot Jelunge“ gelegentlich eine hektische Betriebsamkeit wie in einem Ameisenhaufen. Drei feste Mitarbeiter und zahlreiche helfende Hände nähen, tischlern, schrauben und feilen hier „was das Zeug hält“, so Dirk Hindsches, der unter anderem für den Internetshop (www.jotjelunge.de) zuständig ist.

Zur Not plant „Jot Jelunge“ auch komplette Messestände. Hierbei kommen Bernd Sondergeld seine beruflichen Erfahrungen in unterschiedlichsten Bereichen zugute: Konstrukteur dreidimensionaler Entwürfe, Projektleiter eines Messebau-Unternehmens in Stuttgart, Messebauer in Kanada, stellvertretender Werbeleiter eines renommierten Modehauses, Siebdrucker, Modellbauer ... Bernd Sondergelds Stationen sind so bunt wie sein Ladengeschäft.

Trotz alledem verkauft „Jot Jelunge“ nach wie vor „ganz normale Verrücktheiten“ an „ganz normale Jecken“ – wobei die Zeiten, in denen jeder zweite Kölner Jeck sich mit einer Standardausrüstung wie Pappnase oder bunten Clownsflicken in die fünfte Jahreszeit gestürzt hat, endgültig vorbei scheinen: „Heute sind möglichst authentisch wirkende Verkleidungen gefragt,“ berichtet Bernd Sondergeld, „da muss alles stimmen, sozusagen von den falschen Fußnägeln bis zu den Haarspitzen der Perücke ...“

Neben Jecken gehören auch die Fans des alljährlichen Christopher Street Day (CSD), sowie Besucher von Konzerten und Partys aller Art zu den Stammkunden. Und nicht nur zu Halloween Ende Oktober kommen ganz besondere Spezialitäten des „Jot Jelunge“-Teams zum Einsatz – zum Beispiel professionelles Filmblut oder Latex-Applikationen. Sondergeld: “Ab der nächsten Saison bieten wir zusätzlich eine mit Profis entwickelte eigene Special Make up-Serie an – darunter exklusive Tattoo-Farben und neue Filmblut-Varianten.“ Und mit den bereits bei „Jot Jelunge“ erhältlichen Latexqualitäten können täuschend echt wirkende Wunden gestaltet werden.

So gehen denn auch viele Visagisten, Theaterregisseure, Fotografen, TV-Kostümbildner und Filmproduktionen bei „Jot Jelunge“ ein und aus – RTL, der WDR und die zahlreichen Bühnen der Stadt geben sich die Klinke in die Hand. Nur eine Spezies verlässt sich nicht allein auf den „jecksten Laden vun Kölle“. Sondergeld: „Leute, die wirklich tolle Vampirzähne brauchen, schicken wir vorher zur Anprobe zum Zahnarzt!“

Weitere Infos: www.jotjelunge.de



Vielen Dank im Voraus für die Veröffentlichung! Mit freundlichen Grüßen Bernd Sondergeld / JOT JELUNGE Uwe Herzog / herzogtext
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