fit und munter - Pressemitteilung - Netzwerk Männer mit Brustkrebs - Zwischen allen Stühlen

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Pressemitteilung - Netzwerk Männer mit Brustkrebs - Zwischen allen Stühlen

Wer glaubt, Männer bekommen keinen Brustkrebs, der irrt. Die Erkrankung tritt bei ihnen zwar selten auf - nur ca. 500 Fälle gibt es in Deutschland pro Jahr - doch sie ist für Männer ebenso bedrohlich, heimtückisch und aufgrund fehlender Erkenntnisse sogar noch unberechenbarer als bei einer Frau.
Bonn, 16. Juni 2010 - "Egal wohin wir uns nach der Diagnose Brustkrebs wenden, wir Männer sind mit dieser Krankheit eigentlich nie am richtigen Ort". Diese bittere Erkenntnis stammt von Peter Jacobi*, bei dem vor drei Jahren ein sogenanntes Mammakarzinom diagnostiziert wurde. Er wandte sich an die Frauenselbsthilfe nach Krebs (FSH), die seit 30 Jahren die Interessen von Krebskranken vertritt und die nun ein Netzwerk für Männer mit Brustkrebs initiiert. "Wir wollen Männer in dem Bemühen und der Notwendigkeit unterstützen, mit ihrer Erkrankung ernster genommen zu werden und den Dunstkreis der Tabuisierung aufbrechen", erläutert Brigitte Overbeck-Schulte, Bundesvorsitzende der FSH.

Wenn die Diagnose "Krebs" lautet, ist das für die meisten Menschen ein Schock. Für Männer, die die Diagnose "Brustkrebs" erhalten, ist die Situation häufig noch dramatischer. Die Tatsache, dass sie von einer typischen Frauenkrankheit betroffen sind, bedeutet neben den Sorgen und Ängsten, die eine Krebserkrankung generell auslöst, eine zusätzliche psychische Belastung.

Prinzipiell sind die Heilungschancen einer Brustkrebserkrankung beim Mann nicht schlechter als bei Frauen. Und doch ist die Sterberate bei Männern in den vergangenen 25 Jahren im Gegensatz zu denen bei Frauen nicht gesunken. Gründe dafür sind, dass Brustkrebs bei Männern häufig zu spät entdeckt wird, da es kein Früherkennungsprogramm gibt, viele Betroffene aus Scham die Symptome einer Brusterkrankung nicht wahrhaben wollen und die zuständigen Fachärzte - in der Regel Gynäkologen - nicht ihre Ansprechpartner sind.

Ist die Diagnose dann gestellt, stehen Männer mit deutlich mehr Problemen da als Frauen. "Wir werden von Frauenärzten behandelt, obwohl die in ihrer Berufspraxis nur äußerst selten mit männlichen Patienten zu tun haben", erklärt Peter Jacobi. "Und die hochspezialisierten Brustkrebszentren haben in der Regel auch nur Erfahrung mit Frauen." Erschwerend kommt für die Betroffenen hinzu, dass die Datenlage für die Behandlung von Brustkrebs beim Mann sehr dürftig ist. Die Behandlung orientiert sich daher an den Leitlinien, die für das Mammakarzinom der Frau gelten.

In einer solchen Situation sind die Angebote von Selbsthilfeorganisation von großer Bedeutung. Doch weder bei Krebs-Selbsthilfeorganisationen noch bei den Interessenvertretungen für seltene Erkrankungen gibt es zurzeit eine, die sich speziell für Männer mit Brustkrebs einsetzt. In Brustkrebsgruppen treffen sich ausschließlich Frauen, deren Probleme anderer Natur sind als die von Männern. Und Brustkrebs ist zwar beim Mann sehr selten, aber keine seltene Erkrankung.

Der Aufbau eines Netzwerkes durch die Frauenselbsthilfe nach Krebs (FSH) ist daher ein wichtiger Schritt, damit auch Männern von der psychosozialen und interessenpolitischen Unterstützung der Selbsthilfe profitieren können. Betroffene mit dem Wunsch nach Information und Austausch können sich bei der FSH melden. Außerdem besteht die Möglichkeit, an der diesjährigen Bundestagung der FSH (27. bis 29. August 2010 in Magdeburg) teilzunehmen. Dort wird eine eigene Plattform zum persönlichen Austausch angeboten, um unter anderem die Strukturen für den Aufbau eines Netzwerkes zu diskutieren. Interessierte können sich bei der FSH anmelden. Kosten für Anreise und Übernachtung werden übernommen.

*Name von der Redaktion geändert.
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