fit und munter - NITRIERUNG VON PROTEINEN BEEINFLUSST ALLERGISCHE REAKTIONEN

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NITRIERUNG VON PROTEINEN BEEINFLUSST ALLERGISCHE REAKTIONEN

Nahrungsmittelproteine werden durch verschiedene Prozesse nitriert – wie diese Prozesse
sich aber auf Nahrungsmittelallergien auswirken, wird erst jetzt deutlich. Neueste Ergebnisse
eines vom Wissenschaftsfonds FWF unterstützten Projektes werden heute auf einem
internationalen Symposium in Italien präsentiert. Diese zeigen für ein bestimmtes
Nahrungsmittelprotein, dass die nitrierte Form eine stärkere allergische Reaktion auslösen
kann als die nicht nitrierte Form. Gleichzeitig wird die nitrierte Form des Proteins jedoch auch
besser verdaut und damit "unschädlich" gemacht.
Viele Proteine verursachen Allergien. Das ist seit Langem bekannt. Dass durch
Umwelteinflüsse Proteine chemisch verändert – nitriert – werden können und sich dadurch
deren Allergenität erhöhen kann, ist auch bekannt, jedoch erst seit Kurzem. Noch gar nicht
bekannt war, ob die Nitrierung von Nahrungsmittelproteinen durch Umweltverschmutzung
oder Entzündungsvorgänge im Körper einen Einfluss auf Allergien hat. Seit diesem
Wochenende weiß man mehr: Auf dem 28. Symposium des Collegium Internationale
Allergologicum auf Ischia, Italien, präsentiert Dr. Eva Untersmayr erste Ergebnisse aus
einem aktuellen Projekt des Wissenschaftsfonds FWF.

KLARE ERGEBNISSE MIT WIDERSPRUCH
Dr. Untersmayr vom Institut für Pathophysiologie der Medizinischen Universität Wien erklärt
ihre durchaus überraschenden Ergebnisse: "Erhöhte Allergenität und trotzdem weniger
allergische Reaktionen. Das ist pointiert gesagt das Ergebnis unserer Studien mit
Ovalbumin, einem wichtigen Allergen in Eiern. Vergleicht man in unserem Tiermodell die
Konzentration von Allergiemarkern, den IgE-Antikörpern, nachdem Ovalbumin in nitrierter
und unnitrierter Form gespritzt wurde, dann bekommt, man ein klares Bild: Das nitrierte
Ovalbumin wirkt stärker allergen. Verfüttert man diese beiden Proteinformen und misst
dieselben Marker wieder, bekommt man auch ein klares Bild. Das nitrierte Ovalbumin
verursacht weniger allergische Reaktionen. Die beiden so klaren Bilder widersprechen sich
also – zunächst."

Denn für Dr. Untersmayr und ihre Kollegin Dr. Susanne Diesner war das Ergebnis ein
deutlicher Hinweis darauf, dass die nitrierte Form des Proteins zwar stärker entzündend
wirkt als die unnitrierte Form – dass diese nitrierte Form im Verdauungstrakt aber schneller
abgebaut wird. Zum Beleg ihrer Überlegungen analysierten sie die Zeit des enzymatischen
Abbaus der beiden Protein-Formen in einem Modellsystem, das die Bedingungen im
Magen simuliert. Tatsächlich konnten sie zeigen, dass die nitrierte Form rasch abgebaut
wurde, während das unnitrierte Protein bis zu zwei Stunden stabil blieb. Dazu Dr.
Untersmayr: "Tatsächlich kann ein Nahrungsmittelprotein nur dann eine Allergie auslösen,
wenn es unbeschadet den Magensaft übersteht und im Darm ins Blut aufgenommen wird.
Das ist bei dem von uns als Modell verwendeten nitrierten Ovalbumin nicht der Fall –
obwohl es eigentlich eine höhere Allergenität hat."

WEITER GEHT'S
Die jetzt in Italien präsentierten Daten zeigen auch, dass die Wirkung der Nitrierung bereits
im Tiermodell ein komplexer Prozess ist. Die Übertragung der Ergebnisse auf den
menschlichen Organismus ist daher nicht ohne weitere Studien möglich. Genau das aber
will Dr. Untersmayr in ihrem FWF-Projekt weiter erforschen. So ist sie gemeinsam mit den
KooperationspartnerInnen in Salzburg um Prof. Albert Duschl auch an der Wechselwirkung
zwischen dem Bakterium Heliobacter pylori, einer der Ursachen für Magenentzündungen,
und Nitrierung von Nahrungsmittelproteinen interessiert. Bei diesen Untersuchungen
konzentriert sich Dr. Untersmayr auf das Enzym Urease, das von H. pylori produziert wird.
Sollte sich zeigen, dass Nahrungsmittelproteine überhaupt erst durch Urease nitriert
werden – und diese Proteine dann allergener als die unnitrierte Form sind –, dann würden
zukünftige Behandlungskonzepte sowohl für AllergikerInnen als auch für PatientInnen mit
Magenentzündungen diese Tatsache berücksichtigen müssen. Für Dr. Untersmayr würde
sich dann der Wert eines Projektes der Grundlagenforschung nicht "nur" im
Erkenntnisgewinn, sondern auch im handfesten Nutzen für PatientInnen niederschlagen.

Bild und Text ab Montag, 26. April 2010, ab 09.00 Uhr MEZ verfügbar unter:
http://www.fwf.ac.at/de/public_relations/press/pv201004-2de.html


Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Eva Untersmayr
Medizinische Universität Wien
Institut für Pathophysiologie
Währinger Gürtel 18-20 / E4Q
1090 Wien
T +43 / 1 / 40400 - 5121
M +43 / 650 / 778 75 58
E eva.untersmayr@meduniwien.ac.at

Der Wissenschaftsfonds FWF:
Mag. Stefan Bernhardt
Haus der Forschung
Sensengasse 1
1090 Wien
T +43 / 1 / 505 67 40 - 8111
E stefan.bernhardt@fwf.ac.at
W http://www.fwf.ac.at

Redaktion & Aussendung:
PR&D – Public Relations für Forschung & Bildung
Campus Vienna Biocenter 2
1030 Wien
T +43 / 1 / 505 70 44
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W http://www.prd.at

Wien, 26. April 2010
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