fit und munter - Gewebespende trotz Corona stabil / DGFG veröffentlicht Jahreszahlen 2020 (FOTO)

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Gewebespende trotz Corona stabil / DGFG veröffentlicht Jahreszahlen 2020 (FOTO)


3.029 Mal stimmten Spender:innen bzw. Angehörige im vergangenen Jahr der Spende von Geweben, wie Augenhornhaut, Herzklappen und Blutgefäßen und Amnion (Plazenta) zu. Trotz eines Spendeneinbruchs während des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr, konnte die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) das hohe Spendenniveau aus dem Vorjahr halten. Insgesamt vermittelte die DGFG 6.268 Gewebetransplantate an Patient:innen deutschlandweit. Eine Gewebespende gibt Zuversicht auf ein selbstbestimmtes Leben: Hornhautspenden bewahren Patienten vor dem Erblinden, während ein humanes Gefäßtransplantat bisweilen sogar Leben retten kann.

Die Zustimmungsquote zu einer Gewebespende lag bei rund 41 Prozent. "Allen voran den besonnenen Spenderinnen und Spendern und ihren Angehörigen verdanken wir in diesen herausfordernden Zeiten, dass wir trotz des deutlichen Spendeneinbruchs im April und Mai auch in 2020 das hohe Spendenniveau gegenüber dem Vorjahr halten konnten", so Martin Börgel, Geschäftsführer der gemeinnützigen DGFG.

41.327 Meldungen über potenzielle Spender:innen prüften Gewebespende Koordinator:innen der DGFG auf medizinische Kontraindikationen und andere Ausschlussgründe. 7.441 Gespräche mit Angehörigen (bzw. Lebendspender:innen) gingen daraus hervor, in denen die Koordinator:innen über die Möglichkeit der Gewebespende informierten. 3.029 Mal wurde einer Spende von Geweben zugestimmt (2019: 3.007). 5.938 Gewebepräparate konnten aus den realisierten Spenden für die Versorgung von Patient:innen in ganz Deutschland gewonnen werden. Am Spende stärksten zeigten sich die Bundesländer Nordrhein-Westfalen (471 Spender:innen), Mecklenburg-Vorpommern (340 Spender:innen) und Sachsen (320 Spender:innen).

Hinweis an die Redaktion: Zahlen zur Gewebespende nach Region und Bundesland werden gerne auf Anfrage kurzfristig zur Verfügung gestellt.

Neues Spendeprogramm: Mehr Menschen erhalten lebensnotwendige Herzklappen und Blutgefäße

Herzklappen- und Gefäßtransplantate kommen bei kardiovaskulären Erkrankungen zum Einsatz, bewahren vor Amputationen und retten bisweilen sogar Leben. Insgesamt wurden 537 Herzklappen und Blutgefäße (kardiovaskuläres Gewebe) in 2020 gespendet; in 2019 waren es 584. Erfolgreich zur Transplantation vermitteltet wurden in diesem Jahr 164 Herzklappen und 102 Gefäße. Das Vorjahresergebnis von 171 Herzklappen und 115 Gefäßen wurde trotz Pandemie bedingter Einschränkungen somit nur knapp verfehlt.

Anders als bei der Organspende können Gewebe nach dem Stillstand des Herz-Kreislaufs und unabhängig vom irreversiblen Hirnfunktionsausfall (Hirntod) gespendet werden - im Falle von kardiovaskulären Geweben noch bis zu 36 Stunden danach. Bisher findet der Großteil der Herzklappen- und Blutgefäßspende dennoch im Rahmen von Organspenden statt. Da sich die Organspendezahlen seit Jahren auf einem niedrigen Niveau bewegen, kann auch der Bedarf an Herzklappen und Gefäßtransplantaten (jeweils etwa 500 pro Jahr in Deutschland) nicht gedeckt werden. Um mehr solcher Transplantate für Patient:innen verfügbar zu machen, baut die DGFG seit 2017 ein Programm zur Spende von kardiovaskulären Geweben nach dem Herz-Kreislauf-Tod (http://www.gewebenetzwerk.de/dr-romy-richter-kvg-ge webespende-nach-herzkreislauftod/) auf. Mit 38 Herz-Kreislauf-verstorbenen Spender:innen (2019: 31) konnte die DGFG ihr von der Organspende unabhängiges Spendeprogramm für kardiovaskuläre Gewebe in 2020 weiter ausbauen.

Hornhauttransplantation: Schonendes, lamelläres OP-Verfahren immer gefragter

3.475 Patient:innen konnte die DGFG in 2020 mit einem Augenhornhauttransplantat zur Wiederherstellung oder dem Erhalt ihrer Sehkraft versorgen. Im Durchschnitt werden pro Jahr rund 7.000 Hornhauttransplantationen in Deutschland durchgeführt. "Fast jede zweite Hornhaut kommt von der DGFG. Wir können mittlerweile bei der Hornhauttransplantation die meisten Anfragen innerhalb weniger Wochen erfüllen", sagt Börgel.

Zu 53 Prozent werden Transplantate für eine DMEK-Operation (Descemet Membrane Endothelial Keratoplasty) angefragt. Bei diesem schonenden Operationsverfahren ersetzen Ärzt:innen nur eine dünne Schicht der Hornhaut - eine sogenannte Lamelle - wodurch sich die Sehfähigkeit der Patient:innen deutlich schneller erholt und das Infektionsrisiko minimal bleibt. Speziell für dieses Transplantationsverfahren entwickelt, vermittelte die DGFG 487 vorpräparierte Hornhautlamellen (LaMEK) (2019: 381).

Ein doppeltes Geschenk ans Leben: Plazentaspende verhilft Menschen zu Therapie ohne Trauma

In 2020 konnte die DGFG 20 Plazentaspenden im Rahmen geplanter Kaiserschnittgeburten realisieren. Aus der Plazenta wird die sogenannte Amnionmembran gewonnen, die innere, dem Fötus zugewandte Eihaut. Die hauchdünne Membran können Ärzt:innen in der gynäkologischen Chirurgie, Mund-Kiefer-Chirurgie sowie als temporären Hautersatz bei thermischen Verletzungen und Wundheilungsstörungen einsetzen. Schwerpunktmäßig findet die Amnionmembran bisher in der Ophthalmologie zur Behandlung von schwererkrankten Augenoberflächen Anwendung. Insgesamt wurden 1.942 "Wundpflaster" aus Amnionmembranspenden vermittelt (2019: 1.880).

Bewusst Gewebe spenden: DGFG fördert öffentliche Aufklärung

Ein Großteil der Entscheidungen, sowohl für als auch wider eine Gewebespende, wird von Angehörigen im Sinne der oder des Verstorbenen getroffen - jedoch ohne, dass diese den konkreten Willen kennen. Weniger als ein Drittel (rund 28 Prozent) der potenziellen Spender:innen haben ihre Entscheidung zu Lebzeiten schriftlich dokumentiert oder mündlich geäußert.

Mit einer bildstarken Posterausstellung in Kliniken und öffentlichen Bildungs- und Kultureinrichtungen möchte die DGFG auf die Notwendigkeit und die Möglichkeiten der Gewebespende aufmerksam machen, informieren und zur Entscheidung und Dokumentation dieser bewegen. Die Fotomotive zeigen unter anderem Empfänger:innen von Gewebespenden, die dank der Transplantation wieder sehen und gehen können und Gesundheit, Mobilität und Unabhängigkeit zurückgewonnen haben. Entstanden sind die Portraits, Stillleben und Reportagen in einem mehrsemestrigen Kooperationsprojekt mit Fotografie-Studierenden an der Hochschule Hannover (HsH). Eine Zeitung zur kostenfreien Auslage begleitet die Ausstellung und informiert tiefergehend und anschaulich über die Gewebespende. Unter http://www.gewebespende-erleben.de können die Poster sowie die Zeitung auch digital angesehen und bestellt werden.

Über die Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG)

Die DGFG fördert seit 1997 die Gewebespende und -transplantation in Deutschland. Auf Basis des Gewebegesetzes von 2007 sind alle Tätigkeiten und Ablaufprozesse der Gewebespende gesetzlich geregelt. Für alle Gewebezubereitungen gilt das Handelsverbot. Die DGFG vermittelt ihre Transplantate über eine zentrale Vermittlungsstelle mit einer bundesweiten Warteliste. Jede medizinische Einrichtung in Deutschland kann Gewebe von der DGFG beziehen. Als unabhängige, gemeinnützige Gesellschaft wird die DGFG ausschließlich von öffentlichen Einrichtungen des Gesundheitswesens getragen: Gesellschafter sind das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, das Universitätsklinikum Leipzig, die Medizinische Hochschule Hannover, die Universitätsmedizin Rostock sowie das Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg. Die DGFG ist in ihrer Aufbaustruktur, der Freiwilligkeit der Unterstützung durch die Netzwerkpartner und ihrer Unabhängigkeit von privaten oder kommerziellen Interessen einzigartig in Deutschland.

Der ausführliche Bericht zu den Jahreszahlen 2020 steht hier (http://www.gewebenetzwerk.de/gewebespende-trotz-corona-stabil/) zum Download zur Verfügung. Alle Angaben zu den Jahreszahlen 2020 sind vorläufig (Stand 28.12.2020).

Pressekontakt:

Nathalie Schwertner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
mailto:presse@gewebenetzwerk.de
Telefon: +49 511 563 559 355

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/134908/4802509
OTS: Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH

Original-Content von: Deutsche Gesellschaft für Gewebetransplantation gGmbH, übermittelt durch news aktuell
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