fit und munter - Endlich Mitspracherecht für Krankenversicherte

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Endlich Mitspracherecht für Krankenversicherte

Deutschlands erster Kundenbeirat soll Kosten und Nutzen von Extraleistungen unter die Lupe nehmen und Angebote mitgestalten
OBERNKIRCHEN, 24. März 2010. Als erste Krankenversicherung in Deutschland ruft die BKK24 einen Beirat ins Leben, in dem Kunden aus ganz Deutschland mitarbeiten. Das Gremium soll unter anderem darüber diskutieren, ob der gesundheitliche Nutzen bestehender und für die Zukunft geplanter Extraleistungen die damit verbundenen Kosten rechtfertigt. Um neue Mitglieder zu gewinnen, hatten einige Kassen sogar Präventionskurse auf Kreuzfahrtschiffen finanziert.

„Sind unsere Kunden gesund, geben wir weniger Geld für Arztbehandlungen und Medikamente aus“, sagt Vorstand Friedrich Schütte. Ein Beweis dafür sei das Bonusprogramm. Obwohl die BKK24 für aktive Gesundheitsvorsorge hohe Beitragsanteile erstattet, stimmen die Zahlen. Die Einsparungen belaufen sich pro Teilnehmer auf 60 Euro bei den Arzneimitteln, 23 Euro bei den Krankenhauskosten und 34 Euro beim Krankengeld. Wäre jeder Versicherte dabei, würde man die Ausgaben pro Jahr um über eine Million Euro senken.

Außerhalb ihres Bonusprogramms hat die BKK24 dagegen unterschiedliche Erfahrungen gesammelt. Die Kostenübernahme für Gesundheitskurse am Urlaubsort, auch als Lockmittel für Neukunden gedacht, wurde mangels Interesse schnell wieder aus dem Programm genommen. Stattdessen kam der Mitgliederzuwachs ausgerechnet aufgrund solcher Offerten, die auch wirtschaftlich sinnvoll sind. Dazu zählen Programme zur Verhinderung von Frühgeburten, Kostenübernahme für professionelle Zahnreinigung bei bestimmten Vertragszahnärzten, Angebote zur Gewichtsreduktion und die homöopathische Behandlung. Weiter umstritten bleibt der Grenzbereich, auf dem man mit Bewegungstraining im Fitness-Studio und ähnlichen Kursinhalten balanciert. Häufigste Kritik in der öffentlichen Diskussion: Die Kunden der Studios würden dafür auch selbst bezahlen, wenn es diese Angebote nicht mehr gibt.

Bei solchen Themen für Transparenz zu sorgen und nachzuweisen, dass man mit den Beiträgen der Versicherten verantwortungsbewusst umgeht, gehört zu den wichtigsten Aufgaben in der Öffentlichkeitsarbeit. „Oft ist uns gar nicht bewusst, wenn unsere Kunden sich über die Auswirkungen bestimmter Vorsorgeprogramme auf die Beitragsentwicklung nicht ausreichend informiert fühlen“ räumt Schütte ein. Hinweise aus dem Kundenbeirat sollen in Zukunft helfen, derlei Defizite gar nicht erst entstehen zu lassen. Vor allem jedoch hoffe man auf die Unterstützung des Gremiums bei der Entwicklung von Extraleistungen, die auch bisher wenig daran interessierte Versicherte zu mehr Gesundheitsvorsorge motivieren. Was dagegen eher der Werbung als der Gesundheit dient oder zu teuer ist, will die BKK24 zurückfahren oder gar nicht erst in den Leistungskatalog aufnehmen. Mit den Kunden direkt über solche Entscheidungen zu diskutieren sei dabei laut Schütte „eine ganz interessante Herausforderung“ für die Verantwortlichen der BKK24.

Gelinge das Experiment, so ist sich der Vorstand sicher, würden sehr bald weitere Kassen die Mitsprache ihrer Kunden erlauben. Auch die Politik werde auf diesem Weg bei ihren Grundsatzentscheidungen über den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherungen unterstützt.
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