fit und munter - Deutschland muss mehr gegen HIV und Aids tun

fit und munter

Deutschland muss mehr gegen HIV und Aids tun


Deutsche AIDS-Hilfe zum Ende der
Welt-Aids-Konferenz: Lücken schließen weltweit und in Deutschland /
Endgültig bewiesen: HIV ist unter Therapie nicht übertragbar

Die Welt-Aids-Konferenz in Amsterdam hat vor allem eines gezeigt:
Die Welt droht eine historische Chance zu verpassen und lässt
Millionen Menschen im Stich.

"Wir haben alle Mittel, die HIV-Epidemie dauerhaft in den Griff
bekommen und Aids zu beenden. Aber zu viele Menschen sind von
Prävention und Behandlung ausgeschlossen. Viele Menschen infizieren
sich, erkranken und sterben, weil die Verantwortlichen zu wenig tun",
sagt Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe.

Die Hindernisse sind politische Blockaden gegen wirksame
Prävention, vor allem in Osteuropa und Zentralasien, sowie eine
Unterfinanzierung der wirksamen Maßnahmen.

Jetzt mehr beitragen

"Auch Deutschland kann und muss mehr beitragen. Der feindseligen
Politik vieler Länder gegenüber den stigmatisierten Menschen können
wir noch viel mehr Solidarität entgegensetzen", so Sven Warminsky.

Beispielhafte Kooperationen mit Organisationen in Osteuropa gilt
es dafür auszubauen, um Erfolgsmodelle der Prävention in der Region
zu etablieren und zivilgesellschaftliche Organisationen vor Ort zu
stärken. Denn gerade, wo HIV am stärksten wütet, wird die
Finanzierung kompetenter Organisationen zurückgefahren und sie werden
in ihrer Arbeit behindert.

Mit mehr Geld könnte der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und
Malaria (GFATM) unter anderem dafür sorgen, dass mehr als nur 60%
der HIV-positiven Menschen weltweit die lebensrettenden Medikamente
erhalten. Der bisherige Etat ist zu niedrig, und immer wieder bleiben
Länder zugesagten Mittel schuldig.

UNAIDS, die Organisation der Vereinten Nationen, ist chronisch
unterfinanziert, allein für das laufende Jahr fehlen noch 58
Millionen Dollar. Das gefährdet unverzichtbare Aktivitäten der
UN-Organisation.

Doppelt hilft doppelt

"Eine Verdopplung unserer Beiträge zum Globalen Fonds und für
UNAIDS ist das Mindeste. Doppelt hilft doppelt. Weniger ist gemessen
an unserer Wirtschaftskraft nicht angemessen. Weniger bedeutet,
vermeidbare Infektionen und Todesfälle zu akzeptieren. Als reiches
Land müssen wir mit voller Kraft vorangehen", sagt DAH-Vorstand
Warminsky.

In Zahlen: Der Globale Fonds erhält zurzeit von Deutschland 267
Millionen Euro pro Jahr. UNAIDS wird mit nur 5 Millionen pro Jahr
gefördert, der Betrag steht zudem immer wieder zur Disposition.

Präventionslücken in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es Lücken in der HIV-Prävention. Sie
betreffen vor allem marginalisierte Gruppen. Um einen Rückgang der
HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen zu ermöglichen, braucht
Deutschland vor allem:

- eine reguläre anonyme Versorgung von Menschen ohne
Aufenthaltspapiere. Sie nehmen aus berechtigter Angst vor
Abschiebung oft keine medizinische Hilfe in Anspruch, bis sie
lebensbedrohlich erkranken. Ohne HIV-Therapie bleibt HIV zudem
übertragbar.
- Drogenkonsumräume auch in den zehn Bundesländern, die bisher
keine rechtliche Möglichkeit dafür geschaffen haben - sie retten
Leben und verhindern Infektionen
- Zugang zu sauberen Spritzen und Konsumutensilien auch für
drogenabhängige Gefangene. Diese Maßnahme ist in Freiheit
Standard, um Infektionen zu verhindern.

Die gerade angekündigte Kassenfinanzierung der HIV-Prophylaxe PrEP
schließt eine Lücke und ist sehr zu begrüßen. Sie muss nun so schnell
wie möglich umgesetzt werden. Denn so lange Menschen von dieser
Schutzmethode ausgeschlossen sind, die sie brauchen, ereignen sich
vermeidbare HIV-Übertragungen.

HIV unter Therapie nicht übertragbar

Medizinisch brachte die Konferenz keine Durchbrüche, es wurden
aber Fortschritte in einigen Fragen deutlich.

Endgültig bewiesen ist durch die Ergebnisse der Partner-2-Studie
nun die Schutzwirkung der HIV-Therapie, auch beim Analverkehr unter
Männern. Sind HIV-positive Menschen gut behandelt, ist eine
Übertragung beim Sex unmöglich. Schutz durch Therapie ist neben dem
Kondom und der PrEP eine verlässliche Safer-Sex-Methode.

"Zweifel sind nun endgültig nicht mehr haltbar. Die gute
Nachricht, dass HIV unter Therapie nicht mehr übertragbar ist,
sollten alle Menschen kennen. Wenn eine Übertragung selbst beim Sex
unmöglich ist, nimmt auch die Angst vor HIV-positiven Menschen ab -
und damit die Stigmatisierung", so DAH-Vorstand Sven Warminsky.

Gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV

Außerdem gilt es, weiter für die selbstverständliche Akzeptanz von
Menschen mit HIV einzutreten. Diskriminierung macht krank, schreckt
Menschen vom HIV-Test ab und kann die medizinische Versorgung
behindern.

In Deutschland ist Diskriminierung das größte Problem im Leben mit
HIV - im Gesundheitswesen, im Erwerbsleben, im sozialen Umfeld. Die
Deutsche AIDS-Hilfe hat in Amsterdam ihre Aktivitäten gegen
Diskriminierung im Gesundheitswesen an einem eigenen Stand
vorgestellt. Dazu gehört vor allem das im Sommer startende Projekt
Praxis Vielfalt, das ein Fortbildungscurriculum und Gütesiegel für
diskriminierungsfreie Arztpraxen anbietet.

Weitere Informationen:

"Diese Aids-Konferenz zeigt der Welt den Weg" (Pressemitteilung
vom 23.7.2018):
https://www.aidshilfe.de/meldung/diese-aids-konferenz-zeigt-welt-weg

Warnung von UNAIDS, dass die Etappenziele weltweit verfehlt werden
(24.7.2018): http://ots.de/dYz5jG

Meldung zur Schutzwirkung der HIV-Therapie /
Nicht-Übertragbarkeit: http://ots.de/0mWkAZ

Ticker der Deutschen AIDS-Hilfe aus Amsterdam:
https://www.aidshilfe.de/meldung/aids2018-newsticker-amsterdam

Website zur Diskriminierung Menschen mit HIV:
https://hiv-diskriminierung.de



Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht
Pressesprecher
presse@dah.aidshilfe.de
0171 274 95 11 und 0171 837 02 28

Original-Content von: Deutsche AIDS-Hilfe, übermittelt durch news aktuell
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