fit und munter - Aktuelle Krankenhausfinanzierung schadet Patienten

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Aktuelle Krankenhausfinanzierung schadet Patienten


Die Bundesländer ziehen sich immer mehr aus der
Krankenhaus-Finanzierung zurück. Sie übernehmen nur noch knapp die
Hälfte der Investitionskosten, für die sie laut Gesetz zuständig
sind. Diese Unterfinanzierung führt dazu, dass Krankenhäuser einen
Teil der notwendigen Investitionen selbst zahlen müssen - und zwar
aus den Mitteln der Krankenkassen, die eigentlich für die Behandlung
von Patienten gedacht sind. Das geben Krankenhausmanager in einer dem
ARD-Wirtschaftsmagazin "Plusminus" vorliegenden qualitativen Studie
an. Die Professoren Karl-Heinz Wehkamp (Hochschule für Angewandte
Wissenschaften in Hamburg) und Heinz Naegler (Hochschule für
Wirtschaft und Recht Berlin) hatten für die Studie 60 Ärzte und
Geschäftsführer in zwölf Bundesländern befragt.

Der Verband der Ersatzkassen errechnete für "Plusminus", dass im
Jahr 2015 eine Investitionslücke von mehr als drei Milliarden Euro
bestand. Aktuellere Daten, anhand derer sich die nicht
gesetzeskonforme Verwendung von Geldern errechnen ließe, gibt es laut
dem Verband der Ersatzkassen derzeit nicht. Doch die
Unterfinanzierung der Krankenhäuser durch die Bundesländer hält an
und damit der Druck für zahlreiche Krankenhausmanager, Mittel anders
einzusetzen als ursprünglich vorgesehen.

Ärzte geben in der Studie an, dass Manager von den Medizinern eine
bestimmte Zahl an Operationen fordern. Damit besteht die Gefahr, dass
in deutschen Krankenhäusern mehr Menschen operiert werden als
medizinisch notwendig ist. So verlangte 2010 im Medizinischen
Versorgungszentrum (MVZ) in Stellingen ein Geschäftsführer von seinen
Ärzten 20 Herzkatheter-Eingriffe pro Tag. Sollten die nicht erfüllt
werden, drohte er mit Gehaltsabzug. Die Hamburger Staatsanwaltschaft
prüft in diesem Zusammenhang jetzt eine anonyme Anzeige. Das MVZ gibt
an, die Anweisung sei nie umgesetzt und zurückgenommen worden.

Die bundesweit gestiegene Zahl der Herzoperationen ist
grundsätzlich auffällig. Das bestätigt auch der GKV-Spitzenverband,
die Vertretung der gesetzlichen Krankenkassen. Von 2010 bis 2016
stiegen die Kosten für Herzoperationen in Deutschland laut GKV um 2
Milliarden Euro. Es sei wahrscheinlich, dass es zu einer
Indikationsausweitung gekommen ist, so der Verband. Im Vergleich zu
den meisten anderen europäischen Ländern werden in Deutschland
verhältnismäßig viele Herzoperationen durchgeführt.

"Plusminus" (NDR): Mittwoch, 2. Mai, 21.45 Uhr, im Ersten

Mehr Infos zur Sendung unter www.Plusminus.de



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Iris Bents
Tel.: 040/4156-2304
Mail: i.bents@ndr.de
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