fit und munter - Mangelhafter Schutz vor Scharlatanen - Deutsche Gesundheitsbehörden versagen beim Schutz von Patienten vor gefährlicher Pseudo-Medizin

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Mangelhafter Schutz vor Scharlatanen - Deutsche Gesundheitsbehörden versagen beim Schutz von Patienten vor gefährlicher Pseudo-Medizin




Sperrfrist: 04.04.2018 18:00
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Deutsche Gesundheitsbehörden versagen beim Schutz von Patienten
vor gefährlicher Pseudo-Medizin.

Eine gemeinsame Recherche des ARD-Politikmagazins Kontraste und
des Magazins stern deckt jetzt auf, wie die Überwachung und
Strafverfolgung bei einem gesundheitsschädlichen "Wundermittel" seit
Jahren vernachlässigt wird. Es handelt sich um "Miracle Mineral
Supplement" (MMS) - dahinter verbirgt sich Chlordioxid, ein ätzendes
Bleich- und Desinfektionsmittel. Obwohl die Risiken einer Einnahme
dieser Chemikalie längst bekannt sind und sogar behördliche Warnungen
vorliegen, können es MMS-Verfechter ungeniert weiter bewerben.
Patienten wird es als Allheilmittel gegen Krankheiten wie Malaria,
Schlaganfall und Krebs präsentiert. Besonders Kinder sind einer
Gesundheitsgefahr ausgesetzt. Eltern wird eingeredet, Chlordioxid
könne den Autismus ihrer Kinder heilen. Dazu sollen sie regelmäßig
Darmeinläufe mit der ätzenden Substanz bei den Kleinen durchführen.
Nach Einschätzung von Experten stellt dies eine Kindeswohlgefährdung
dar. Die investigative Recherche konnte belegen, dass sich sogar ein
approbierter Arzt am Verkauf des Chlordioxid-Wundermittels beteiligt.

Das Versagen der Aufsichtsbehörden zeigte sich Anfang März bei
einem MMS-Kongress in Berlin-Mitte. Referenten verbreiteten
Heilversprechen offen auf der Bühne. Im Rahmen der Veranstaltung
wurden auch Chlordioxid-Proben verteilt. Die zuständige
Arzneimittel-Aufsichtsbehörde des Landes Berlin schickte zwar
Kontrolleure dorthin, griff aber nicht durch. Auch in anderen
Bundesländern ist die Verfolgung der MMS-Geschäftemacher bisher kaum
erfolgreich. Zahlreiche Staatsanwaltschaften stellten ihre
Ermittlungsverfahren gegen Geldauflagen ein. Während das
Bundesgesundheitsministerium keinen Handlungsbedarf sieht, fordern
Mediziner und mehrere Politiker nachdrücklich Gesetzesänderungen. Die
auf zahlreiche Behörden aller Verwaltungsebenen verteilte Überwachung
derart gefährlicher Mittel müsse endlich auf Bundesebene
zentralisiert werden, verlangt etwa der FDP-Gesundheitspolitiker
Andrew Ullmann, selbst Medizin-Professor. "Eine Zersplitterung auf
Länderebene führt zu einer Schwächung der Expertise und so zur
Schwächung der Schlagkraft", mahnt Ullmann.

Sendung Kontraste: Donnerstag, 05.04.2018 um 21:45 Uhr im Ersten



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