fit und munter - Nach Kritik von foodwatch: Lebensmittel-Lobby verbreitet in der Debatte um Zuckerkonsum undÜbergewicht erneut Falschaussagen

fit und munter

Nach Kritik von foodwatch: Lebensmittel-Lobby verbreitet in der Debatte um Zuckerkonsum undÜbergewicht erneut Falschaussagen


Die Lobbyverbände der Zucker- und
Lebensmittelindustrie täuschen die Öffentlichkeit erneut mit falschen
Aussagen über Zucker und Übergewicht. Die Deutschen würden "heute
nicht mehr, sondern eher weniger Kalorien aufnehmen als früher",
erklärte die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) in einer
schriftlichen Reaktion auf die sieben größten "Zucker-Mythen" der
Lebensmittelindustrie, die die Verbraucherorganisation foodwatch
heute veröffentlichte. Der Spitzen-Lobbyverband der
Lebensmittelwirtschaft (BLL) äußerte sich gleichermaßen. Beide
Lobbyverbände beziehen sich auf Zahlen der Universität Gießen und des
Max Rubner-Instituts. Diese Zahlen seien jedoch aus "methodischen
Gründen" gar nicht miteinander vergleichbar, erklärte das Max
Rubner-Institut gegenüber foodwatch. "Die Schlussfolgerung (...) kann
nicht aus den Ergebnissen gezogen werden", so das Institut. Die
Wirtschaftliche Vereinigung Zucker hatte ihre Falschaussage zuvor in
einem Rundschreiben an Abgeordnete des Deutschen Bundestags
verbreitet.

"Die Lebensmittelindustrie lügt wie gedruckt. Mit wiederholten
Falschaussagen verschleiert sie die Gefahren von Zucker und blockiert
wichtige gesundheitspolitische Initiativen. Die Lobbyverbände sollten
bei den Fakten bleiben und ihre Falschaussagen zurücknehmen",
forderte Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen von
foodwatch.

In ihrer Stellungnahme verbreitete die Wirtschaftliche Vereinigung
Zucker noch weitere Unwahrheiten, die foodwatch zuvor als Mythen
entlarvt hatte. So erklärt der Lobbyverband, Zucker sei "kein
Dickmacher und deswegen auch kein Risikofaktor für
Zivilisationskrankheiten". Das widerspricht unter anderem der
Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach "eine
höhere Aufnahme freier Zucker die Nährstoffqualität" bedrohe, "was zu
einer ungesunden Gewichtszunahme und einem erhöhten Risiko von
Adipositas" und anderen Krankheiten führe. Auch die Aussage der
Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker, eine "Regulierung des
Zuckerkonsums" könne "nicht der richtige Ansatz sein, Karies
vorzubeugen", bezeichnete foodwatch als falsch und verwies auf die
Worte von Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der
Bundeszahnärztekammer: "Zuckerreduktion bedeutet Kariesreduktion".

foodwatch kritisierte, dass in der Debatte um Übergewicht und
Zucker zahlreiche Falschaussagen verbreitet würden. Das treffe sowohl
auf führende Vertreter der Lebensmittelwirtschaft als auch auf
Spitzenpolitiker wie Bundesernährungsminister Christian Schmidt zu.
Dieser behauptete etwa in einer ARD-Talkshow, dass jeder Mensch
Zucker brauche. Tatsache ist: Es gibt keinen Bedarf, Zucker als
Lebensmittel aufzunehmen. Das menschliche Gehirn benötigt zwar eine
bestimmte Menge an Glukose am Tag. Der Körper ist jedoch in der Lage,
diese Glukose beispielsweise aus Stärke aufzuspalten, die etwa in
Brot und Nudeln enthalten ist.

Rund ein Viertel der Erwachsenen in Deutschland - 23 Prozent der
Männer und 24 Prozent der Frauen - ist laut Robert-Koch-Institut
fettleibig (BMI über 30). Adipositas bei Kindern sowie Erwachsenen
hat in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen. Das verursacht
nicht nur individuelles Leiden der Betroffenen, sondern auch
erhebliche gesamtgesellschaftliche Kosten: Allein durch Adipositas
entstehen in Deutschland jährlich etwa 63 Milliarden Euro
Folgekosten. Die WHO und die OECD sprechen von einer "globalen
Adipositas-Epidemie". Ein Zusammenschluss von deutschen
Fachgesellschaften warnt vor einem "Tsunami chronischer Krankheiten",
denn Adipositas erhöhe nachweislich das Risiko für die Entstehung von
zahlreichen chronischen Krankheiten, darunter Herzkrankheiten,
Typ-2-Diabetes sowie diverse Krebsarten.

Link:
- E-Mail-Aktion Zucker-Mythen: http://zucker.foodwatch.de

Quellen und weiterführende Informationen:

- Die sieben größten Mythen über Zucker und Fehlernährung:
www.zucker-mythen.foodwatch.de
- Schriftliche Korrespondenz zwischen foodwatch und dem Max-Rubner
Institut: www.tinyurl.com/y75hc7al
- WHO zu Zucker als Risikofaktor:
www.who.int/elena/titles/free-sugars-adults-ncds/en/
- Bundeszahnärztekammer zu Zuckerreduktion:
http://ots.de/bVsCI
- Stellungnahme der Wirtschaftlichen Vereinigung Zucker:
www.tinyurl.com/yarrdorf
- Stellungnahme des Lobbyverbands der Lebensmittelindustrie (BLL):
http://ots.de/xpvwG



Pressekontakt:
foodwatch e.V.
Dario Sarmadi
E-Mail: presse@foodwatch.de
Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 2 90

Original-Content von: foodwatch e.V., übermittelt durch news aktuell
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