fit und munter - Neue Therapie bei Prostatavergrößerung: Embolisation statt Operation

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Neue Therapie bei Prostatavergrößerung: Embolisation statt Operation

Häufiger Harndrang und das Gefühl, dass die Blase nie ganz leer wird – typische Symptome bei einer Prostatavergrößerung. Millionen Männer sind betroffen, Ärzte sprechen daher schon von einem Volksleiden. Jetzt gibt es eine neue Behandlungsmethode, die besonders schonend ist. Bei der sogenannten Embolisation bleiben Potenz und Kontinenz erhalten.
Eine gutartige Vergrößerung der Prostata kann sehr belastend sein: Viele Männer müssen so oft zur Toilette, dass sie nachts nicht mehr genug Schlaf bekommen und tagsüber völlig erschöpft sind. Der chronische Schlafmangel schwächt auf Dauer den gesamten Körper.

So ging es auch Claus Duppke aus Hamburg: „Der ständige Harndrang war schlimm. Zum Schluss konnte ich nachts nicht mehr richtig schlafen“, klagt der 72-Jährige.

Die Prostata, auch Vorsteherdrüse genannt, liegt unterhalb der Blase und umfasst ringförmig die Harnröhre. Zusammen mit den Samenbläschen ist die Prostata für die Bildung der Samenflüssigkeit verantwortlich. „Ab etwa dem 50. Lebensjahr beginnt beim Mann das Gewebe der Vorsteherdrüse in der Regel etwas zu wachsen. Ursache sind wahrscheinlich Hormonveränderungen. Durch die Prostatavergrößerung wird die Harnröhre eingeengt. Daher kommt es zu den Schwierigkeiten beim Wasserlassen“, erläutert Prof. Dr. Christian R. Habermann, Chefarzt am Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Marienkrankenhaus Hamburg.

Der medizinische Fachausdruck für diese Beschwerden lautet „Benignes Prostatasyndrom“, abgekürzt BPS. Der Begriff „benigne“ bedeutet gutartig. Gemeint ist damit, dass es sich hierbei nicht um Krebs handelt.

Zunächst wird fast immer versucht, mit Medikamenten eine Besserung zu erzielen. Auch ein Blasentraining oder pflanzliche Mittel helfen manchmal. Doch bei stärkerer Vergrößerung der Prostata bringen diese Maßnahmen meistens nicht den gewünschten Erfolg. Bisher blieb den betroffenen Männern in solchen Fällen nur noch übrig, sich operieren zu lassen. Bei der Operation wird die Prostata entweder komplett entfernt oder so verkleinert, dass sie nicht mehr auf Blase und Harnröhre drückt. Dieser Eingriff kann starke Nebenwirkungen haben: Erektionsstörungen oder Probleme beim Wasserlassen sind oft die Folge. Außerdem kann eine Operation unter Vollnarkose besonders für ältere Männer belastend sein.

Jetzt gibt es eine völlig neue Therapie bei der Prostatavergrößerung: die Embolisation, auch Verödung genannt. „Das Prinzip beruht darauf, dass die Gefäße, die die Prostata versorgen, blockiert werden. Dadurch wird die Blutzufuhr unterbrochen und die Prostata schrumpft“, erläutert Prof. Habermann. Die Embolisation gilt als sehr schonend und ist frei von Nebenwirkungen. „Die Prostata selbst wird bei der Embolisation gar nicht angerührt, somit bleiben Potenz und Kontinenz erhalten“, sagt Prof. Habermann. Für die Embolisation ist auch keine Vollnarkose notwendig, eine lokale Betäubung reicht. Die Embolisation wird schon seit mehreren Jahren erfolgreich bei Frauen mit Myomen eingesetzt.

Winzige Kunststoffkügelchen unterbrechen die Blutzufuhr

Und so funktioniert die Embolisation bei der Prostatavergrößerung: Durch einen kleinen Einstich in der Leiste des Patienten führt der Arzt einen winzigen Katheter in die Arterie ein. Vorsichtig schiebt Prof. Habermann den Katheter bis zur Prostata-Arterie vor. Möglich wird dies durch modernste bildgebende Verfahren. Dem Arzt steht eine hochmoderne Rotationsangiographie zur Verfügung. Sie stellt selbst kleinste Arterien räumlich dar. Außerdem wird zeitgleich eine Computertomographie durchgeführt. Bei der Platzierung des Katheters sind diese Bilder eine große Hilfe. Prof. Habermann: „Ist der Ka¬the¬ter kor¬rekt plat¬ziert, wer¬den die Em¬bo¬li¬sa¬ti¬ons¬par¬ti-kel über den Ka¬the¬ter in das Ge¬fäß ge¬spritzt. Die winzigen Kunststoffkügelchen unterbrechen die Blutzufuhr, die Prostata schrumpft.“

Auch Claus Duppke wählte diese neue Therapie, um seine Prostata verkleinern zu lassen. Da die Prostata von zwei Arterien versorgt wird, verödete Prof. Habermann erst die linke Seite, dann die rechte. „Ich spürte dabei gar nichts, auch keine Schmerzen“, sagt Claus Duppke.

In der Regel kann der Pa¬ti¬ent einen Tag nach dem Eingriff schon morgens wieder nach Hause fahren.

„Schon nach vier Wochen ist meistens eine deutliche Besserung zu bemerken, der Harndrang ist viel weniger geworden und der Patient kann endlich wieder besser schlafen“, weiß Prof. Habermann. Nach sechs Monaten ist die Prostata in der Regel auf Normalgröße geschrumpft. Studien bestätigen den Erfolg des Verfahrens.

Das neue Verfahren wird von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Bisher führen nur wenige Kliniken es durch, darunter unter anderem das Marienkrankenhaus in Hamburg sowie das Universitätsklinikum Jena und das Klinikum Karlsruhe.
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