Erlangen, 05. August 2014 – Mangelernährung ist insbesondere bei geriatrischen, chirurgischen und onkologischen Patienten ein häufiges Problem, das oft übersehen wird. Negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Patienten und ökonomische Konsequenzen für das Gesundheitswesen sind die Folge. Deshalb ist eine erfolgreiche Intervention mit medizinischer Trinknahrung sinnvoll und erforderlich. Neben einer Verbesserung der Lebensqualität und der Leistungsfähigkeit der Patienten betonten Experten auf einem Satelliten-Symposium der Nutricia GmbH auch die Kosteneffektivität einer medizinischen Ernährungstherapie. Das Symposium fand am 27. Juni im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) in Ludwigsburg statt.
Bereits vor einigen Jahren bestätigte eine große Metaanalyse, was viele Ernährungsexperten aus der täglichen Praxis berichten: Medizinisch enterale Ernährung reduziert die Mortalität und Komplikationsrate bei älteren Patienten.
Dies gelte jedoch nicht nur für Senioren, so Priv.-Doz. Dr. Kristina Norman, Leiterin der AG „Ernährung und Körperzusammensetzung“ an der Charité Berlin. „In verschiedensten Populationen gibt es Evidenz für den Nutzen von medizinischer Trinknahrung“, sagte Norman. So wurde auch bei jüngeren mangelernährten Patienten nach einer Intervention mit Trinknahrung eine Besserung des Ernährungszustands, der Leistungsfähigkeit sowie der Lebensqualität beobachtet. Bei chirurgischen Patienten verringerte sich die Krankenhausaufenthaltsdauer, wenn prä- oder perioperativ medizinische Trinknahrung verabreicht wurde. Dem trägt auch die DGEM-Leitlinie „Klinische Ernährung in der Chirurgie“ Rechnung.
Kosteneffektivität: Medizinische Ernährungstherapie schont das Klinikbudget
Die Befürchtung, eine zusätzliche Ernährungstherapie sei zwar wirksam, aber für das Gesundheitssystem nicht kosteneffektiv, ist unbegründet. Dies zeigten Gesundheitsökonomen in einer 2013 durchgeführten Studie6. Sowohl die Krankenhaus-Aufenthaltsdauer als auch die Wahrscheinlichkeit für eine Wiederaufnahme verringern sich deutlich, wenn mangelernährte Patienten mit medizinischer Trinknahrung therapiert werden. Beides führe letztlich auch zu geringeren Kosten, so die Autoren der Studie.
Zudem ergab eine Budget Impact Analyse, dass in Deutschland eine Ersparnis von über 600 Mio. Euro jährlich möglich wäre, wenn mangelernährte Patienten nach Entlassung aus der Klinik für weitere drei Monate Trinknahrung erhielten. Dies verdeutliche einmal mehr, wie wichtig eine gute Verzahnung zwischen stationärer und ambulanter Therapie mangelernährter Patienten ist, betonte Norman. Ähnliche Ergebnisse bezüglich der Bedeutung einer kontinuierlichen Ernährungstherapie mit medizinischer Trinknahrung ergab bereits eine aktuelle repräsentative Umfrage bei Allgemein- und Klinikärzten.
„Mangelernährung und Gewichtsverlust sind in der Onkologie nicht häufig – sie sind sehr häufig!“
Mit Nachdruck betonte Prof. Christian Löser, Chefarzt der Medizinischen Klinik am Roten Kreuz Krankenhaus in Kassel, wie stark Mangelernährung den Heilungsprozess onkologischer Patienten behindert. Diese leiden häufig nicht nur an den belastenden Nebenwirkungen der Tumortherapie, sondern auch an einer verminderten Nährstoffaufnahme und -verwertung, die meist bereits zum Zeitpunkt der Diagnose besteht. Dabei senkt eine Mangelernährung die gerade bei onkologischen Patienten so wichtige Lebensqualität und verschlechtert die Prognose. Mangelernährte Patienten vertragen onkologische Therapien schlechter, haben eine geringere Überlebenszeit und brechen die Therapie häufiger ab.
Eine Mangelernährung sollte deshalb nach Ansicht der Experten frühzeitig erfasst und behandelt werden. „Im Rahmen der Betreuung von Tumorpatienten gehört die Frage nach dem Gewichtsverlust und Problemen bei der Ernährung unabdingbar zu jedem Arzt-Patienten-Kontakt dazu“, bekräftigte Löser. Zur Erfassung des Ernährungszustands stehen Ärzten
neben konventionellen Mitteln wie Gewichtserfassung und BMI-Bestimmung auch standardisierte Screening-Tools wie beispielsweise das Mini Nutritional Assessment (MNA) oder das Malnutrition Universal Screening Tool (MUST) zur Verfügung.