fit und munter - Buntes Kiezfest am Mehringplatz

fit und munter

Buntes Kiezfest am Mehringplatz

Bewohner feiern die Ru?ckkehr ihres Engels "Victoria"
- Nach aufwendiger Restaurierung ist die Engelstatue "Victoria" auf das 19 Meter hohe Säulenkapitel inmitten des Mehringplatzes zurückgekehrt.
- Anwohner begrüßten "Victoria" am Dienstag, den 29. April, mit einem bunten Kiezfest.
- Infos zur Quartiersentwicklung und Gesprächsangebote rund um das Leben am Mehringplatz boten Gelegenheit zum Austausch.

Sieben Jahre lang mussten die Anwohner des Mehringplatzes in Kreuzberg auf die Rückkehr ihrer "Victoria" warten. Seit Dienstag thront die Engelsstatue nun wieder in luftiger Höhe auf der Friedenssäule inmitten des Platzes und begrüßt alle Herannahenden schon von Weitem.

Das Wahrzeichen des Kiezes ist zurückgekehrt
"Die Rückkehr des Engels "Victoria" ist eine der wichtigsten Errungenschaft aus drei Jahren Zukunftswerkstatt, deren Ziel es ist, den Zusammenhalt im Kiez zu stärken und den Mehringplatz zu seinem früheren Glanz zu verhelfen", sagt Kerstin Kirsch, Geschäftsführerin der GEWOBAG MB Mieterberatungsgesellschaft. "Ich freue mich sehr, dass der Bezirk Kreuzberg, der viele Herausforderungen zu meistern hatte, nun seinen Engel zurück hat."

Wie es sich für einen Engel gebührt, wurde Victoria mit einem bunten Kiezfest begrüßt. Bei herrlichstem Sonnenschein versammelten sich Anwohner und Interessierte auf dem Mehringplatz, um beim Einschweben des Engels dabei zu sein. Einer von ihnen ist Michael Göthen, der Victoria schon seit vielen Jahren kennt. "Ich bin hier aufgewachsen, müssen Sie wissen. Als der Engel abgebaut wurde, ist nicht weniger als das Wahrzeichen des Kiezes verschwunden. Die Statue gehört einfach hierher", sagt der 64-Jährige.

Der "Engel", wie Victoria liebevoll von vielen Anwohnern genannt wird, ist für sie mehr als nur ein Relikt längst vergangener Zeiten. Das spürt auch Candy Hartmann vom Quartiersmanagement am Mehringplatz immer wieder: "Wöchentlich erhielten wir Anfragen von Anwohnern, wann der Engel denn wieder zurückkommt. Er ist für viele ein Identitätssymbol, etwas, was sie mit ihrem Kiez verbindet."

Weil die Flugel der Bronzefigur durchgerostet waren, wurde Victoria 2006 aus Sicherheitsgrunden abmontiert. Wegen der Sanierung der U-Bahn- Tunneldecke mussten auch der Brunnen sowie die Friedenssaule abgebaut werden. Nachdem der erste Bauabschnitt der Abdichtungsarbeit am Tunnel der U-Bahnlinie 6 durch die BVG abgeschlossen wurde, konnte im September 2013 mit den Arbeiten an der denkmalgeschutzten Anlage begonnen werden. Auch Victoria wurde umfangreich restauriert - und konnte nun endlich an ihren Platz zuruckkehren.

Der Engel "Victoria" - 171 Jahre alt und 1800 Kilo schwer
Seit 1843 thront die drei Meter hohe und 1800 Kilo schwere Victoria uber dem Mehringplatz. Erschaffen wurde sie vom Bildhauer Christian Daniel Rauch, als Erinnerung an die Befreiungskriege von 1813 bis 1815. Damals hieß dieser Platz noch Belle-Alliance-Platz und war einer der drei schonsten Platze Berlins. Dass der Mehringplatz zu seinem alten Antlitz zuruckfindet, hofft auch Bezirksstadtrat Hans Panhoff (Bundnis 90/Die Grunen), der sich mit einer kleinen Rede an die Burger wand: "Wir befinden uns hier an einem historischen Platz. Durch den Engel wird dies nun wieder sichtbar. Ich wunsche mir, dass der Mehringplatz ein beliebter Treffpunkt fur alle Anwohner wird."

Mit den Worten "Heb hoch!" gab Panhoff kurz nach 16 Uhr schließlich das Startsignal. Vorsichtig hob ein Schwerlastkran "Victoria" in die Hohe. Langsam schwebte der Engel in die Lufte um sich schließlich in 19 Metern Hohe auf dem Saulenkapitel niederzulassen. Anwohner drangten dicht an den Bauzaun, um freie Sicht auf Victoria zu haben. Die funfjahrige Alva, die im Kiez zu Hause ist, stand in der ersten Reihe. "Der Engel sieht richtig schon aus", staunte sie.

Auch Ilona Weißmann hat diesen Tag lange herbeigesehnt. Sie ist Mitglied des "Kiez-Krahen-Kabaretts", das sich aus Anwohnern des Mehringplatzes zusammensetzt. In ihren Liedern besingen sie auf satirische Weise Ereignisse, Zustande und Perspektiven ihres Kiezes. "Jahrelang haben wir klagend die Abwesenheit des Engels besungen. Das mussen wir ja nun nicht mehr", lacht Ilona Weißmann. Nun habe sie ein Begrußungslied fur Victoria verfasst. "In einer Zeile heißt es: "Nun steht die Victoria, schoner als sie jemals war"", verrat die Sangerin.

Doch auch abseits von Victoria stand am Dienstag alles im Zeichen des Engels. Der Verein Die Globale beteiligte sich am Fest mit einer Engelbastelstation.Wenige Meterentfernt verwandelte ein Kettensagekunstler einen Baumstamm in einen grazilen Holzengel. Fur die musikalische Untermalung sorgten die Kreuzberger Musikalische Aktion e.V. sowie der Kinderchor der Galilei-Grundschule. Und die Kiezkantine kummerte sich mit Fingerfood um das leibliche Wohl der Anwesenden.

"Dass die Bewohner so zahlreich erschienen sind zeigt, wie wichtig ihnen ihr Engel ist", meint Heinrich Fust, Platzgartner des Mehringplatzes. Seit zwei Jahren hegt und pflegt er die Blumenbeete, die die GEWOBAG 2012 gemeinsam mit Anwohnern bepflanzt hat. "Fur sie ist die Ruckkehr des Engels ein Zeichen, dass es hier vorwarts geht und in den nachsten Jahren noch viel passieren wird, um den Kiez aufzuwerten."

Zukunftswerkstatt Mehringplatz: Visionen fur den Kiez
Entstanden ist der Arbeitsplatz von Heinrich Fust durch einen Kooperationsvertrag zwischen dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, der GEWOBAG und anderen Gebaudeeigentumern am Mehringplatz. Ihr Ziel: Dem Kiez zu seinem fruheren Glanz zu verhelfen. Denn einst war er einer der schonsten Platze Berlins, das herrschaftliche sudliche Entree zur Friedrichstraße. Mit der Zukunftswerkstatt wurde im Mai 2011 eine "Belle Alliance" gegrundet. Vereint durch die gemeinsam erarbeitete Vision "Zuruck zu einem der schonsten Platze Berlins" bringen sich zahlreiche Akteure, darunter viele Bewohner, in derzeit funf Arbeitsgruppen ein: Image, offentlicher Raum, Gewerbe, Wohnen und Bildung fur Kinder und Jugendliche. "Mit Victoria ist nun ein großes Stuck des fruheren Glanzes an den Mehringplatz zuruckgekehrt und der Claim des neu entwickelten Logos "Zum Wohnen schon" Realitat.", sagt Kerstin Kirsch.

Bildrechte: Urs Kuckertz

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