fit und munter - Gendermedizin: Geschlechterspezifische Therapie zahlt sich aus

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Gendermedizin: Geschlechterspezifische Therapie zahlt sich aus



"Männer können alles, Männer kriegen 'nen Herzinfarkt" sang
Herbert Grönemeyer in den 80er Jahren über die Schwächen des
"starken" Geschlechts. Und auch heute noch hält sich das Vorurteil
vom Herzinfarkt als reinem Männerleiden beharrlich. Dabei sprechen
die Statistiken eine ganz andere Sprache, denn zahlreiche Frauen sind
betroffen. Die Kardiologin Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek, Leiterin
des Berliner Instituts für Geschlechterforschung in der Medizin an
der Berliner Charité erklärt, warum das oft vergessen wird:

O-Ton1: "Insgesamt haben in Deutschland fast genauso viele Frauen
wie Männer Herzinfarkte. Nur haben Männer ihre Herzinfarkte etwa zehn
Jahre früher. Das heißt, wenn ein sechzigjähriger Mann einen
Herzinfarkt bekommt, dann sitzt er häufig am Schreibtisch oder ist
mit Kollegen zusammen oder auf dem Sportplatz und wird gesehen. Wenn
Frauen ihren Herzinfarkt mit siebzig bekommen, dann leben die Frauen
häufig alleine oder sie leben im Altersheim und sie sind nicht mehr
berufstätig. Mit anderen Worten, der Kreis, der das mitbekommt und
wahrnimmt, ist wesentlich kleiner."

Warum aber erkranken Männer früher? Nach Angaben der Deutschen
Herzstiftung sind Frauen bis zur Menopause "vergleichsweise gut" vor
Herzinfarkten geschützt. Erst wenn mit Beginn der Wechseljahre die
Produktion des weiblichen Hormons Östrogen schlagartig abnimmt,
steigt zugleich auch das Risiko für Infarkte. Das Östrogen soll nach
neuesten Erkenntnissen japanischer Forscher sogar dazu beitragen,
dass das Immunsystem bei Frauen insgesamt langsamer altert und sie
damit länger vor Gesundheitsgefahren wie Infektionen oder bestimmten
Krebserkrankungen geschützt sind. Auch für Prof. Regitz-Zagrosek ist
das vermeintlich "schwache" Geschlecht in vielerlei Hinsicht von der
Natur begünstigt:

O-Ton2: "Frauen haben biologische Vorteile. Wir wissen, wenn wir
weibliche Zellen in Zellkulturen einbringen, dann sind sie gegenüber
Stressformen wie Hitze oder Sauerstoffmangel resistenter als
männliche Zellen. Und das hat mit zellulären Mechanismen zu tun, mit
dem Schutz der Telomere, mit besserer Mytochondrien-funktion, mit
geringerer Produktion freier Radikale unter Stress."

Natürlich gibt es aber auch Gesundheitsvorteile auf Seiten der
Männer. Glaubt man den Studienergebnissen amerikanischer Forscher an
der Universität Princeton, dann sind sie aufgrund des männlichen
Hormons Testosteron im Durchschnitt weniger schmerzempfindlich.
Deshalb schildern Männer bei der gleichen Krankheit mitunter auch
andere Symptome als Frauen. Außerdem funktioniert der Stoffwechsel
bei Männern in der Regel anders als bei weiblichen Patientinnen, so
dass zum Beispiel Arzneimittel unterschiedlich dosiert werden müssen.
Ärzte haben also viele gute Gründe, die Geschlechterunterschiede in
ihre Behandlung mit einzubeziehen. Für Prof. Regitz-Zagrosek zahlt
sich die geschlechterspezifische Therapie jedoch nicht nur für
Patientinnen und Patienten aus:

O-Ton3: "Wenn man Geschlecht, Sex und Gender in der Medizin
berücksichtigt, dann kann man für den einzelnen Patienten schneller
und besser die passende Diagnose finden und die richtige Therapie und
natürlich profitiert auch das Gesundheitssystem als solches. Denn
wenn man den einzelnen Patienten schneller und effektiver behandelt,
dann wird das ganze System auch billiger."

Im BPI Pressedienst Arzneimittel unter www.bpi/pressedienst.de
finden Sie weitere ausführliche Informationen, Grafiken und O-Töne
zum Thema Gendermedizin sowie das komplette Interview mit Prof.
Regitz-Zagrosek.

HINWEIS: Die Meldung enthält nur allgemeine Hinweise und darf
nicht zur medizinischen Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet
werden. Sie können keinen Arztbesuch ersetzen. Das gilt auch für alle
Artikel im Pressedienst Arzneimittel.



Pressekontakt:
Andreas Aumann,030 279 09 123, aaumann@bpi.de
Joachim Odenbach,030 279 09 131, jodenbach@bpi.de
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