fit und munter - Deutsche AIDS-Hilfe: Rückgang der HIV-Neuinfektionen ist wegweisend

fit und munter

Deutsche AIDS-Hilfe: Rückgang der HIV-Neuinfektionen ist wegweisend


Zahl der HIV-Spätdiagnosen weiter hoch. Jetzt
Präventions- und Versorgungslücken schließen.

Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland ist deutlich
gesunken. Rund 2.700 Menschen infizierten sich im Jahr 2017. Im Jahr
zuvor waren es nach neuen Berechnungen noch 2.900 gewesen. Das hat
heute das Robert-Koch-Institut mitgeteilt.

Der Hauptgrund für den Rückgang: HIV-positive Menschen erhalten
seit der Änderung der Behandlungsleitlinien im Jahr 2015 sofort nach
der Diagnose eine medikamentöse Behandlung. So kann die Gesundheit
besser erhalten werden. Die HIV-Therapie sorgt dann auch dafür, dass
HIV nicht mehr übertragbar ist. Früher hatte man die Therapie erst in
etwas späteren Stadien der Erkrankung begonnen.

Zugleich haben die Deutsche AIDS-Hilfe und andere Organisationen
Testangebote und Testkampagnen ausgebaut, so dass mehr Menschen
früher von ihrer HIV-Infektion erfahren. Auch die zunehmende
Verbreitung der HIV-Prophylaxe PrEP im Jahr 2017 hat vermutlich
bereits Einfluss genommen.

Grundlage für die sinkenden Zahlen ist ein weitgehend stabiles
Schutzverhalten. In der am stärksten von HIV betroffenen Gruppe der
schwulen und bisexuellen Männer setzt sich mit den sinkenden
Infektionszahlen ein Trend fort, der bereits 2016 begonnen hat.

Sven Warminsky vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe erklärt dazu:

"Der Rückgang der HIV-Neuinfektionen ist erfreulich und
wegweisend. Wir verdanken diesen Erfolg einer Kombination aus
konsequenter HIV-Prävention und medizinischen Fortschritten. Indem
wir weitere Lücken schließen, könnten wir noch mehr Menschen eine
HIV-Infektion ersparen. Die Möglichkeiten sind so gut wie nie!"

Was kommt und was fehlt

Die Finanzierung der HIV-Prophylaxe PrEP durch die gesetzlichen
Krankenkassen, die das geplante Termin- und Versorgungsgesetz
vorsieht, wird dazu voraussichtlich ab Herbst kommenden Jahres einen
wichtigen Beitrag leisten.

"Je früher die Aufnahme der PrEP in den Leistungskatalog
geschieht, desto besser. Einzelne Kassen könnten dies - wie bei
Reiseimpfungen - auf freiwilliger Basis auch jetzt schon tun. Die
Kostenübernahme ermöglicht noch mehr Menschen mit hohem HIV-Risiko
Zugang zu dieser äußerst effektiven Schutzmaßnahme", betont Sven
Warminsky.

Das Robert-Koch-Institut rät außerdem zu einer weiteren Ausweitung
von Testangeboten. Denn noch immer infizieren sich mehr Menschen neu
als diagnostiziert werden. Zuträglich seien in diesem Zusammenhang
der gerade eingeführte HIV-Selbsttest und die Möglichkeit von
Einsendetests, die im Aidshilfe-Projekt "S.A.M - Mein Heimtest"
gerade in Bayern erprobt wird.

Das Bundesinstitut mahnt zudem eine reguläre Gesundheitsversorgung
für Menschen ohne Papiere oder Krankenversicherung an: Viele bleiben
heute über lange Zeit unbehandelt, oft bis sie schwer erkranken.

Wichtig wäre außerdem eine flächendeckende Versorgung mit
Drogenkonsumräumen in Deutschland. Es gibt sie bisher nur in sechs
Bundesländern, bald kommt Baden-Württemberg hinzu. Bei den intravenös
Drogen konsumierenden Menschen ist die Zahl der HIV-Neuinfektionen
erneut leicht gestiegen.

"Die lückenlose Versorgung mit Prävention und Behandlung ist
unverzichtbar für die betroffenen Menschen und würde zugleich dazu
beitragen, die Infektionszahlen weiter zu senken", betont
DAH-Vorstand Sven Warminsky. "Die Politik muss dafür sorgen, dass
hier nicht weiter besonders gefährdete Gruppen ausgeschlossen oder
benachteiligt werden."

Spätdiagnosen vermeiden heißt Aids verhindern

Obwohl immer mehr Menschen früh von ihrer Infektion erfahren, ist
die Zahl der HIV-Spätdiagnosen in Deutschland weiter sehr hoch. Rund
ein Drittel - 1.100 im Jahr 2017 - erfolgt erst im Stadium Aids oder
wenn bereits ein schwerer Immundefekt vorliegt. In insgesamt etwa der
Hälfte der Fälle wird die HIV-Infektion erst festgestellt, wenn das
Immunsystem bereits deutlich geschädigt ist. 11.400 Menschen in
Deutschland wissen noch nichts von ihrer HIV-Infektion.

"Die wichtigste Botschaft lautet: Es lohnt sich, Bescheid zu
wissen. Wer sich infiziert haben könnte, sollte sich testen lassen.
Menschen aus Gruppen mit statistisch erhöhtem Risiko empfehlen wir
einen jährlichen Routine-Check. Ärztinnen und Ärzte sollten die
Möglichkeit einer HIV-Infektion in Betracht ziehen und gegebenenfalls
einen Test anbieten", sagt Sven Warminsky.

UN-Ziele noch nicht erreicht

Deutschland verfehlt aufgrund der hohen Zahl nicht
diagnostizierter HIV-Infektionen weiterhin die Etappenziele der
Vereinten Nationen für das Jahr 2020: 90% aller Menschen mit HIV
diagnostiziert, davon 90% in Behandlung, davon 90% so gut therapiert,
dass HIV nicht mehr nachweisbar ist. Deutschland stand Ende 2017 bei
87% diagnostiziert - 92% behandelt - 95% unter der Nachweisgrenze.

Dazu Sven Warminsky:

"Wir können mehr erreichen als die Vereinten Nationen vorgeben,
und das sogar schneller. Die erfolgreiche Prävention und das
leistungsfähige Gesundheitssystem in Deutschland bilden ideale
Voraussetzungen. Wir müssen nun noch intensiver dafür eintreten, dass
ein ganz selbstverständliches Leben mit HIV möglich ist - ohne
Stigmatisierung und Benachteiligung. Denn viele Menschen scheuen den
HIV-Test aus Angst vor Diskriminierung und verlorenen Lebenschancen.
Das muss nicht sein!"

Die Deutsche AIDS-Hilfe tritt mit ihrer Kampagne "Kein AIDS für
alle - bis 2020!" dafür ein, dass im Jahr 2020 in Deutschland niemand
mehr an Aids erkranken muss.

Weitere Informationen:

Pressemitteilung des Robert Koch-Instituts: http://ots.de/UeoPWx

HIV-Bereich des RKI (mit Bulletin und Eckdaten):
http://ots.de/0ctH9X

Kampagne "Kein AIDS für alle - bis 2020!":
https://kein-aids-fuer-alle.de/

Gesundheitsversorgung für Menschen ohne Papiere sicherstellen:
http://ots.de/oGJdRS

Standorte und Informationen zu Konsumräumen in Deutschland:
https://www.drogenkonsumraum.net/

"S.A.M - Mein Heimtest": https://samtest.de/



Pressekontakt:
Deutsche AIDS-Hilfe
Holger Wicht
Pressesprecher
Tel. 030 69 00 87 16
presse@dah.aidshilfe.de

Original-Content von: Deutsche AIDS-Hilfe, übermittelt durch news aktuell
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