fit und munter - Palliative Versorgung und onkologische Pflege müssen sich stärker am Bedarf der Patienten orientieren

fit und munter

Palliative Versorgung und onkologische Pflege müssen sich stärker am Bedarf der Patienten orientieren


Das Thema Patientenorientierung am Lebensende
bewegt Ärzte, Pflegekräfte und Patienten gleichermaßen. Um den Bedarf
und den Wünschen von Krebspatienten gerecht zu werden, sind
strukturelle Veränderungen nötig - sowohl in der
palliativmedizinischen Versorgung als auch in der onkologischen
Pflege. Zu diesem Schluss kamen Experten auf einer Pressekonferenz
anlässlich des Deutschen Krebskongresses in Berlin.

Die meisten todkranken Menschen wünschen sich, ohne Schmerzen und
in Würde zu Hause sterben zu können. Untersuchungen zeigen aber, dass
Patienten am Lebensende eher übertherapiert werden und dass ihr
Wunsch, im häuslichen Umfeld zu sterben, oft nicht berücksichtigt
wird, so Prof. Birgitt van Oorschot, Palliativmedizinerin aus
Würzburg. Meist fällt die Entscheidung über die Frage, welche
Behandlungen am Lebensende noch durchgeführt werden sollen, sehr
spät, in der letzten Woche vor dem Tod. Für ein umfassendes "Advanced
Care Planning" bleibe da kaum noch Zeit.

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Viele Patienten seien am
Lebensende ambivalent, erklärte Dr. Bernd Oliver Maier, Vizepräsident
der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin: Der Wunsch nach
lebensverlängernden Maßnahmen treffe auf das Bedürfnis, sich mit dem
nahenden Ende auseinanderzusetzen. "Beides ist authentisch, macht
aber Therapieentscheidungen am Lebensende komplex. Unsere
Versorgungsstrukturen sind nicht dafür gerüstet." Wichtig ist deshalb
eine frühzeitige Einbeziehung der Palliativmedizin in die Versorgung
unheilbar kranker Patienten und ein Assessment, das den individuellen
palliativmedizinischen und onkologischen Versorgungsbedarf eines
Patienten erfasst, um ihn optimal in der Entscheidungsfindung und
Therapieplanung unterstützen zu können.

Auch der Mangel an Pflegekräften macht sich in diesem Zusammenhang
nachteilig bemerkbar. Der Bedarf zusätzlicher Pflegekräfte wird
allein im Krankenhaus auf mindestens 70.000 geschätzt. Zwar soll es
ab 2019 verbindliche Pflegepersonaluntergrenzen in pflegesensitiven
Bereichen geben. Doch der Begriff "pflegesensitiv" sei problematisch,
bemängelte Torsten Rantzsch, Pflegedirektor am Universitätsklinikum
Düsseldorf: "Pflege muss sich am Bedarf der Patienten orientieren.
Personaluntergrenzen, die davon ausgehen, dass der Pflegebedarf bei
allen Patienten gleich groß ist, werden den Pflegenotstand nicht
verbessern."

Das gilt in besonderem Maß für onkologische Patienten - am
Lebensende steige der pflegerische Aufwand, sowohl im stationären als
auch im ambulanten Sektor, bestätigte auch Kerstin Paradies,
Vorstandssprecherin der Konferenz Onkologischer Kranken- und
Kinderkrankenpflege in der Deutschen Krebsgesellschaft. Dabei geht es
nicht nur um Grundpflege, gefragt sind Fachkenntnisse im Umgang mit
Nebenwirkungen, mit unterstützenden Maßnahmen und einer sensiblen
Kommunikation. Onkologische Fachpflegekräfte sind für diese Aufgaben
durch eine zweijährige Zusatzausbildung qualifiziert. Aufgrund des
Pflegenotstands und aus Gründen der Wirtschaftlichkeit werden sie
aber oft nicht für die Aufgaben eingesetzt, für die sie eigentlich
ausgebildet sind. Paradies: "Wir brauchen neue Formen der
Arbeitsteilung in der Pflege, die sich am Bedarf der Patienten
orientieren. Die onkologische Fachpflege kann und will hier gerne
mehr Verantwortung übernehmen, stößt dabei aber an die Grenzen im
System." In vielen Gesundheitssystemen im Ausland, etwa in
Skandinavien, sind Pflegekräfte dazu berechtigt, weiterreichende
Kompetenzen als in Deutschland zu übernehmen. Dort ist Pflege ein
akademischer Beruf mit einem höheren Stellenwert als in Deutschland.

Der Deutsche Krebskongress 2018

Der 33. Deutsche Krebskongress findet vom 21. bis 24. Februar 2018
in Berlin statt. Unter dem Motto "Perspektiven verändern Krebs -
Krebs verändert Perspektiven. Diagnose, Therapie, (Über-)Leben"
informieren sich rund 10.000 Experten über die jüngsten
wissenschaftlichen und gesundheitspolitischen Entwicklungen und
diskutieren ihre Aufgaben von heute und morgen. Der größte und
wichtigste deutschsprachige Kongress zur Krebsdiagnostik und
-therapie wird von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen
Krebshilfe gemeinsam ausgerichtet.

Die Ausrichter - starke Partner im Kampf gegen Krebs Die Deutsche
Krebsgesellschaft e. V. (DKG) ist die größte
wissenschaftlich-onkologische Fachgesellschaft im deutschsprachigen
Raum. In der DKGvertreten sind über 7.900 Einzelmitglieder in 24
Arbeitsgemeinschaften, die sich mit der Erforschung und Behandlung
von Krebserkrankungen befassen; dazu kommen 16
Landeskrebsgesellschaften und 39 Fördermitglieder. Die DKG engagiert
sich für eine Krebsversorgung auf der Grundlage von evidenzbasierter
Medizin, Interdisziplinarität sowie konsequenten Qualitätsstandards
und ist, gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe und der
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren, Mitinitiatorin des
Nationalen Krebsplans (www.krebsgesellschaft.de).

Am 25. September 1974 gründete Dr. Mildred Scheel die Deutsche
Krebshilfe. Ziel der gemeinnützigen Organisation ist es,
Krebserkrankungen in all ihren Erscheinungsformen zu bekämpfen. Unter
dem Motto "Helfen. Forschen. Informieren." fördert die Stiftung
Deutsche Krebshilfe Projekte zur Verbesserung der Prävention,
Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und
psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebsselbsthilfe. Die
Deutsche Krebshilfe ist der größte private Geldgeber auf dem Gebiet
der Krebsbekämpfung - unter anderem der Krebsforschung - in
Deutschland (www.krebshilfe.de).

Pressekontakt Deutsche Krebsgesellschaft

Kuno-Fischer-Str. 8, 14057 Berlin

Dr. Katrin Mugele

Tel: +49 (0)30 3229329-60

presse@krebsgesellschaft.de



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Christiana Tschoepe
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