fit und munter - WIdO-Heilmittelbericht 2016: Lesen, Schreiben, Sprachtherapie

fit und munter

WIdO-Heilmittelbericht 2016: Lesen, Schreiben, Sprachtherapie


Für viele Schulanfänger heißt es nicht nur lesen,
rechnen und schreiben zu lernen, sondern auch das richtige Sprechen:
23,7 Prozent der sechsjährigen Jungen erhalten rund um den
Schulbeginn eine Sprachtherapie. Bei den gleichaltrigen Mädchen sind
es immerhin noch 16,2 Prozent. Diese Ergebnisse hat das
Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in seinem aktuellen
Heilmittelbericht 2016 veröffentlicht. Vor allem Jungen werden
therapeutisch bei ihrer altersgerechten Sprech- und Sprachentwicklung
unterstützt. Bei den sechsjährigen Jungen ist es damit jeder Vierte.
"Das kann als Hinweis verstanden werden, dass viele Kinder heute
unter schwierigen sozialen und gesundheitlichen Bedingungen
aufwachsen und offensichtlich Expertenhilfe benötigen, um die
anstehenden schulischen Herausforderungen meistern zu können", sagte
Helmut Schröder, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Bei Kindern mit Entwicklungsstörungen der Sprache oder des
Sprechens werden Sprachtherapien überwiegend ab einem Alter von vier
Jahren verordnet. Laut Heilmittelbericht 2016 des Wissenschaftlichen
Instituts der AOK (WIdO) erhalten in Deutschland bereits 9,2 Prozent
der vierjährigen Jungen eine Sprachtherapie. Das ist fast jeder
Zehnte. Bei den Mädchen liegt der Anteil bei gerade einmal 5,6
Prozent. Im Alter von fünf bis sieben Jahren ist die Inanspruchnahme
dieser Therapien am höchsten. Der Schwerpunkt liegt jedoch eindeutig
bei den sechsjährigen Kindern, sowohl bei den Jungen als auch bei den
Mädchen. Der Blick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass sich die
Verordnungswerte bei den Sechsjährigen schon seit längerem auf einem
sehr hohen Niveau eingependelt haben. Nach der Zeit des
Schuleintritts wird der Anteil der Kinder, die eine Sprachtherapie
erhalten, geringer.

Die Verordnungsdaten zeigen jedoch deutliche regionale
Unterschiede. Werden sechsjährige Mädchen und Jungen gemeinsam
betrachtet, wurde 2015 bundesweit jedes fünfte Kind
sprachtherapeutisch versorgt. Während der Bundesdurchschnitt somit
bei 20 Prozent liegt, wird in Brandenburg sogar ein Anteil von 23,7
Prozent erreicht, in Bremen sind es dagegen nur 12,6 Prozent.

Über die möglichen Ursachen der starken Verbreitung von
sprachtherapeutischen Behandlungen rund um den Schuleintritt wird in
der Fachwelt seit Jahren diskutiert. Eine Erklärung ist, dass sich
die in diesem Alter angemessenen Fähigkeiten bei den Kindern
verschlechtert haben. Gleichzeitig wird aber auch ein Wandel der
Anforderungen von Schule und Elternhaus an die Kinder beobachtet, so
wie auch ärztliches Diagnoseverhalten und Therapiemöglichkeiten
kontinuierlichen Veränderungsprozessen unterliegen. "Auch wenn
Sprachtherapien helfen können, Defizite der kindlichen Umwelt zu
bewältigen, sollten Verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen in
Kindergärten und Schulen sowie im Elternhaus in ihrer Wirkung nicht
unterschätzt werden. Damit kann Entwicklungsstörungen schon in frühen
Jahren vorgebeugt werden", so Helmut Schröder, stellvertretender
Geschäftsführer des WIdO.

Versicherte erhalten deutlich mehr Heilmittelbehandlungen als vor
zehn Jahren

Neben der Sprachtherapie gehören zur Heilmittelversorgung drei
weitere Leistungsbereiche: Physiotherapie, Ergotherapie und
Podologie. Rein rechnerisch hat 2015 jeder der knapp 71 Millionen
GKV-Versicherten rund 4,27 Behandlungen aus dem Heilmittelbereich
erhalten. In den neuen Bundesländern sowie Berlin und Hamburg lag die
tatsächliche Anzahl der Behandlungen durchweg über diesem
Durchschnittswert; in Bremen, Hessen sowie Nordrhein-Westfalen
deutlich darunter.

In den vergangenen Jahren hat die Inanspruchnahme von
Heilmittelbehandlungen kontinuierlich zugenommen.
Physiotherapeutische Leistungen werden zwar am häufigsten verordnet,
aber ihre Steigerungsrate ist seit 2006 eher moderat ausgefallen (6,4
Prozent zwischen 2006 und 2015). Die Verordnung von Sprachtherapien
nahm in diesem Zehnjahreszeitraum hingegen um 25 Prozent zu. Die
höchste Steigerungsrate gab es bei der Ergotherapie: Um 42 Prozent
ist die Inanspruchnahme binnen zehn Jahren gestiegen.

Insgesamt haben alle gesetzlichen Krankenkassen 2015 etwas mehr
als 6 Milliarden Euro für Heilmittelleistungen ausgegeben. Damit
stiegen die Ausgaben in den letzten zehn Jahren um 60,5 Prozent. Die
allgemeinen Leistungsausgaben sind im gleichen Zeitraum nur um knapp
47 Prozent gewachsen.

Für den Heilmittelbericht 2016 hat das Wissenschaftliche Institut
der AOK (WIdO) die über 37 Millionen Heilmittelrezepte analysiert,
die im Jahr 2015 für die rund 71 Millionen GKV-Versicherten
ausgestellt wurden.

Hinweis an die Redaktionen: Mehr Informationen auf
http://www.wido.de/heilmittel_2016.html und auf www.aok-presse.de.



Pressekontakt:
Dr. Kai Behrens
Pressesprecher des AOK-Bundesverbandes
Tel.: 030 / 346 46 2309
E-Mail: presse@bv.aok.de

Original-Content von: Wissenschaftliches Institut der AOK, übermittelt durch news aktuell
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