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Jintropin und Doping: Neue Studie stellt bisherige Erkenntnisse auf den Kopf

Dopingtests auf das humane Wachstumshormon kamen schon bei den Olympischen Spielen 2004 in Griechenland zum Einsatz. Der Nachweis ist schwierig, da es von der körpereigenen Variante ununterscheidbar ist. Ebenso lückenhaft waren bis heute die Kenntnisse über den Wirkmechanismus. Eine im Mai 2010 von Forschern des »Garvan Institute of Medical Research« (Sydney) veröffentlichte Studie lieferte erstmals den Nachweis, dass gezielter Wachstumshormonmissbrauch zwar Leichtathleten schneller, Kraftsportler aber nicht stärker macht.
Ein Kurzstreckenläufer, der ungewohnt dünn aussieht, wenn man ihn mit den Muskelprotzen vergangener Zeiten vergleicht; ein Olympionike, der die 100 Meter um 0,8 Sekunden zügiger läuft als alle anderen. Solcherlei Sportler, wahre Laufbahnmagier, die mit ihrer Performance Zuschauer und Journalisten in Erstaunen versetzen, müssen keine gentechnisch veränderten Übermenschen sein. Eine ausgeklügelte Dopingkur mit den passenden Hormonen genügt. Durch eine genau abgestimmte Kombination aus Jintropin (hGH) mit einem Testosteronpräparat liegt die Hervorbringung eines solchen Ausnahmeläufers im Bereich des Machbaren. Manche glauben, dass er schon geschaffen wurde. Wissenschaftler einer australischen Forschungseinrichtung betrachten diese Möglichkeit als realistisch.

Das Wachstumshormon steht ebenso wie anabole Steroide auf der schwarzen Liste der »World Anti-Doping Agency« (WADA). Es wird in der Pädiatrie zur Behandlung von Wachstumsstörungen verwendet. Der menschliche Körper stellt es in Eigenregie in der Hypophyse her. Seit einigen Jahren gibt es gentechnisch produzierte Varianten, die unter anderem als Dopingmittel zur Anwendung kommen. Der Nachweis eines unmittelbaren Einflusses auf das Leistungsvermögen fehlte bisher. Aufgrund von unbestätigten Vermutungen und Erfahrungsberichten setzen es zahlreiche Athleten zur Kraftsteigerung ein.

Eine im Mai 2010 veröffentlichte Abhandlung von Forschern des »Garvan Institute of Medical Research« (Sydney) lieferte erstmals den Beweis: Gezielter Wachstumshormonmissbrauch erlaubt beachtliche Geschwindigkeitssteigerungen. Von dem Effekt profitieren Läufer, Schwimmer und Radfahrer. Die Studie enthält darüber hinaus Angaben zum objektiven Optimierungspotenzial. Jintropin als Einzelpräparat induziert eine Steigerung der Sprintgeschwindigkeit von 4 % bis 5 %. Die Kombination mit spezifischen Testosteronestern lässt das Tempo um 8 % emporschnellen. Auf der 100-Meter-Laufbahn ergäbe das einen Zeitvorteil von 0,4 bis 0,8 Sekunden. Das ist die Differenz, die den Weltrekordhalter von einem Landesmeister trennt. Zwischen Usain Bolt, der bei den Olympischen Spielen 2016 als Sieger hervorging, und einigen Athleten, die in der Vorrunde ausgeschieden sind, ist der Abstand zum Teil noch geringer.

Die als Bestandteil eines ins Einzelne gehenden Forschungsprojekts von der Welt-Anti-Doping-Agentur in Auftrag gegebene Analyse bietet verblüffende Aufschlüsse: Leichtathleten, die Jintropin erhalten, bauen mitnichten Muskelvolumen auf; Sie optimieren die Leistungsfähigkeit nicht in allen Disziplinen, sondern nur im Wettlauf. Studienleiter Prof. Ken Ho sagte in einer Pressemeldung: „Der Nutzeffekt ist von der Art des Wettkampfs abhängig“. Kraftausdauersportler oder Schwerathleten ziehen keinen Nutzen daraus.

In der Studie wurden 103 Hobbyathleten im Alter von 18 bis 40, die seit mindestens zwölf Monaten im Training sind, über eine achtwöchige Zeitspanne beobachte. Eine Gruppe bekam jeden Tag eine Jintropininjektion (Hersteller: Novo Nordisk), der Placebogruppe verabreichte man eine wirkstofffreie Salzlösung. 68 Personen erhielten eine Jintriopin/Testosteron-Kombination. Die Probanden, die Wachstumshormon verwendeten, zeigten im Sprint bessere Zeiten, doch sie erlitten im Austausch dafür viele unangenehme Begleiterscheinungen. Sie lagerten Wasser im Gewebe ein, wiesen Schwellungen auf und verspürten Schmerzen in der Muskulatur. Der leistungserhöhende Effekt verschwand binnen sechs Wochen wieder.

Prof. Ho gab an, niedrigere Wirkstoffmengen einzusetzen, als die, die unter dopenden Sportlern gebräuchlich sind. Ebenso wählte er kürzere Behandlungszeiträume. Er vermutet, dass hinsichtlich der leistungsfördernden Potenz noch Steigerungsmöglichkeiten bestehen, doch gleichermaßen verschlimmern höhere Dosen die Nebenwirkungen. Zu den gravierendsten unerwünschten Folgen zählen das unnatürliche Wachstum der Extremitäten und vorspringenden Teile des Körpers sowie eine die Größenzunahme innerer Organe.

Dopingtests auf das Wachstumshormon kamen schon bei den Olympischen Spielen 2004 in Griechenland zum Einsatz. Der Nachweis ist schwierig, da es von der körpereigenen Variante ununterscheidbar ist. Bisher gab es nur eine geringe Anzahl positiver Testergebnisse. Hobby- und Freizeitsportler, die zuletzt in zunehmendem Maße Jintropin über Onlinevermarkter gekauft haben, sind von Dopingkontrollen ohnehin nicht betroffen.
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