fit und munter - Neu: Einzigartiger Sehnenersatz für die Schulter

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Neu: Einzigartiger Sehnenersatz für die Schulter

Verletzungen an der Schulter sind nicht nur schmerzhaft, sondern behindern auch im Alltag. Denn das Kugelgelenk ist an jeder Armbewegung und fast jedem Handgriff beteiligt. Vor allem die Sehnen sind sehr anfällig – der Riss der Rotatorenmanschette zählt zu den häufigsten Verletzungen. Bisher waren die Behandlungsmöglichkeiten begrenzt. Jetzt gibt es eine ganz neue Operationsmethode, die von der Klinik Fleetinsel Hamburg entwickelt wurde.
Kein anderes Gelenk bietet einen so großen Bewegungsspielraum: Die Schulter ist das mobilste Gelenk des ganzen Körpers. Da die Gelenkpfanne deutlich kleiner als der Gelenkkopf (1:4) ist, ermöglicht dies Bewegungen in einem Kreis von 360 Grad! Dadurch ist die Schulter aber auch sehr empfindlich, instabil und anfällig für Verletzungen.

Intakte Sehnen sind für die Schulter besonders wichtig. Nur sie geben der Schulter Stabilität und Halt. Da die Sehnen sich wie eine Manschette von hinten nach vorne um den ganzen Oberarmkopf herumspannen, werden diese Sehnen unter dem Begriff Rotatorenmanschette zusammengefasst.

Die Sehnen an der Schulter können durch einen Unfall, wie einen Sturz auf den Arm, reißen. Abrupte Bewegungen beim Sport – wie ein Stopp beim Tennis und anschließender kräftiger Ballschlag – können ebenfalls zu einem Sehnenriss führen. Privatdozent Dr. Jörn Kircher, Leiter der Schulter- und Ellenbogenchirurgie der Klinik Fleetinsel Hamburg: „Oft ist ein chronischer Sehnenverschleiß die Ursache. Mit zunehmendem Alter lässt die Elastizität der Sehnen nach. Dieser Vorgang wird als degenerative Veränderung bezeichnet.“ Aber auch eine jahrelange starke Beanspruchung der Schulter durch Sportarten wie Werfen oder Golfen kann zu einer starken Abnutzung führen. Bei einer vorgeschädigten Sehne reicht manchmal eine Alltagsbelastung aus, um sie reißen zu lassen.

Ein akuter starker Riss der Sehne wie nach einem Sturz führt in der Regel zu einem sofortigen Bewegungsausfall der Schulter. Ärzte nennen dies „Pseudolähmung“. Typisch sind auch plötzliche, oft stechende Schmerzen. Ist ein Sehnenverschleiß die Ursache für den Riss, entwickeln sich die Symptome eher schleichend: Von Tag zu Tag ist der Bewegungsspielraum der Schulter stärker eingeschränkt. Viele Betroffene haben jedoch gar keine Beschwerden. Mitunter wissen sie gar nichts von ihrer Erkrankung. Studien zeigen, dass 30 Prozent der über 60-Jährigen Sehnenrisse haben.

Ein Riss der Rotatorenmanschette muss in der Regel operiert werden. Denn eine gerissene Sehne heilt nicht von selbst zusammen. Noch schlimmer: Unbehandelt können aus kleinen Rissen große Risse werden.

Bisher wurden die Risse einfach zusammengenäht. Das Problem: In vielen Fällen riss die Sehne nach einiger Zeit erneut. Zusätzlich bestand die Möglichkeit, Spendergewebe als Verstärkung einzusetzen. Aber auch das hielt nicht immer. Häufig kam es zu Unverträglichkeiten. „Vielen Patienten ist es unheimlich, Gewebe eines toten Menschen oder eines toten Tieres zu bekommen“, weiß Dr. Kircher.

Jetzt gibt es eine ganz neue Operations-Methode, um Sehnenrisse zu behandeln: Mit einem einzigartigen Patch wird die gerissene Sehne „repariert“. Dieser Patch - eine Art Flicken - wird aus körpereigenen Sehnen des Patienten hergestellt. Dr. Kircher hat diese neue Methode selbst entwickelt. Der Schulterexperte erklärt: „Unser Patch ist extrem reißfest, da wir ihn nach einem besonderem Prinzip herstellen. Wir entnehmen eine kleine Sehne aus dem Bein des Patienten und flechten daraus einen winzigen Teppich. Untersuchungen zeigen, dass dieser Flicken quasi nicht kaputt gehen kann, denn er hält Kräfte von über 140 Kilo aus – mehr als der Patient jemals seiner Schulter zumuten wird. Da der Patch aus körpereignen Sehnen hergestellt wird, sind außerdem keine Unverträglichkeiten oder Abstoßungsreaktionen zu befürchten.“ Die Gefahr eines erneuten Sehnenrisses ist mit dieser neuen Methode fast ausgeschlossen. Außerdem bilden sich auf dem Patch nach und nach Gewebezellen, sodass dieser im Laufe der Zeit noch stabiler wird.

Als Nachbehandlung empfiehlt Dr. Kircher eine Ruhigstellung der Schulter in einer Bandage für drei bis sechs Wochen. Damit es in dieser Zeit jedoch nicht zu einer Einsteifung der Schulter kommt, sollte das Schultergelenk frühzeitig im Rahmen einer Physiotherapie bewegt werden. Der Krankengymnast wird dem Patienten auch Übungen zeigen, die er zusätzlich zuhause machen kann.


Interview

„Die Kassen zahlen die neue Methode“

Interview mit Privatdozent Dr. Jörn Kircher, Leiter der Schulter- und Ellenbogenchirurgie der Klinik Fleetinsel Hamburg

Wie wird ein Riss der Rotatorenmanschette diagnostizert?

Dr. Kircher: Im Ultraschall ist der Riss meistens deutlich zu erkennen. Gegebenenfalls sind Zusatzuntersuchungen wie eine Kernspintomographie notwendig. Außerdem führt der Arzt eine körperliche Untersuchung sowie eine Befragung des Patienten durch.

Muss bei einem Sehnenriss immer operiert werden?

Dr. Kircher: Das kann nur im Einzelfall entschieden werden. Nicht jeder Sehnenriss muss oder kann operativ verschlossen werden. In bestimmten Fällen reicht gezielte Krankengymnastik aus. Es können bestimmte Muskeln trainiert werden, die die Aufgaben der geschädigten Bereiche nach und nach übernehmen.

Bezahlen die Krankenkassen die neue OP-Methode?

Dr. Kircher: Ja, die Kosten werden komplett übernommen – sowohl von den privaten als auch von den gesetzlichen Krankenkassen.

In welchen Kliniken wird die Methode angeboten?

Dr. Kircher: Da ich die Methode selbst entwickelt habe, wird sie bisher nur in der Klinik Fleetinsel Hamburg durchgeführt. Ich hoffe, dass sich die Methode bald weiter verbreiten wird, denn sie ist für Patienten mit einem Sehnenriss an der Schulter am besten geeignet.

Kann man einem Riss der Rotatorenmanschette vorbeugen?

Dr. Kircher: Es ist wichtig, die Schultern nicht dauerhaft falsch oder übermäßig zu belasten. Wer Sportarten wie Tennis oder Golf ausübt, sollte sich die Technik genau erklären lassen. Empfehlenswert ist regelmäßige Gymnastik. Um die Schultermuskeln zu stärken, gibt es eine einfache Übung für den Alltag: Ziehen Sie die Schulterblätter zusammen - und zwar nach innen und unten. Bleiben Sie 20 Sekunden in dieser Position, dann wieder lockern. Dreimal wiederholen, dazwischen immer eine kurze Pause.



Info-Kasten

Was sind Sehnen überhaupt?

Sehnen sind Bindeglieder zwischen den Muskeln und Knochen. Sie übertragen die Kraft des Muskels auf das Skelett. Sie bestehen aus sehr zugfesten kollagenen Faserbündeln. Sehnen haben keine eigenen Blutgefäße. Sie werden von der Gewebeflüssigkeit mit Nährstoffen versorgt. Um die Zugfestigkeit der Sehnen zu trainieren, ist vor allem Bewegung empfehlenswert.
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