fit und munter - Bundestrainer einig: Deutscher Sport braucht neue Perspektive / Hörmann: Haben Umsetzungsproblem, Erkenntnisse und Konzepte vorhanden

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Bundestrainer einig: Deutscher Sport braucht neue Perspektive / Hörmann: Haben Umsetzungsproblem, Erkenntnisse und Konzepte vorhanden


Deutschland hat im Leistungssport kein Erkenntnis-
und Konzept-, sondern ein Umsetzungsproblem. Das sagte DOSB-Präsident
Alfons Hörmann am Mittwoch bei der Bundestrainerkonferenz in Leipzig.
"Vieles wird als Problem erkannt, Lösungen werden gefunden, aber es
kommt nicht schnell und klar genug zu deren Umsetzung", meinte
Hörmann zum Abschluss der dreitägigen Tagung von rund 120
Bundestrainern/innen und Leistungssportdirektoren/innen, bei der die
Experten unter anderem die Ergebnisse der Olympischen Spiele in
Sotschi (Bilanz unter: http://bit.ly/1irsfyh) und die Situation der
Trainerinnen und Trainer diskutierten. In vier Arbeitsgruppen
(Ausdauer, Kraft/Schnellkraft, Technik/Akrobatik und Olympischer
Sommersport) analysierten sie zudem die aktuelle Situation des
nationalen und internationalen Leistungssports (Ergebnispräsentation
unter: http://bit.ly/1irsfyh).

Seine innerste Überzeugung sei, so Hörmann, dass die künftige
Wahrnehmung des gesamten deutschen Sports ganz wesentlich davon
abhänge, wie viel Leistung in der Spitze erzielt werde. "Die
Kernfrage ist: Gelingt es dem deutschen Sport, sich im Sommer und im
Winter international auch zukünftig stark zu positionieren", sagte
Hörmann. Bezogen auf das Ergebnis von Sotschi meinte er: "Um die
Schwachstellen zu beheben, wird mehr als ein Olympia-Zyklus notwendig
sein. Das wird ein Acht- bis Zwölfjahres-Projekt." Zugleich mahnte er
jedoch: "Die Gesamtbilanz des deutschen Leistungssports macht sich
nicht nur an olympischen Medaillen fest. Gerade auch das Abschneiden
bei Weltcups, Weltmeisterschaften und in starken deutschen
Liga-Serien sind Ausdruck der Leistungsfähigkeit und dienen
hervorragend für die Bewertung des leistungssportlichen Geschehens."
Unter großem Applaus des Publikums meinte er mit Blick auf die
notwendige Professionalität im Leistungssport: "Insbesondere im
Spitzensport ist ein extremes Maß an Professionalität notwendig, um
im weltweiten Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Hier stößt das
Ehrenamt oftmals zwangsläufig an seine Grenzen."

Für Dirk Schimmelpfennig, den Sportdirektor des Deutschen
Tischtennis-Verbandes (DTTB) ist klar: "Wenn wir den Sport wie von
Herrn Minister Ulbig formuliert als Investitionsgut verstehen und
nicht als Kostenfaktor, kommen wir ein ganzes Stück voran."
Schimmelpfennig machte deutlich, dass die Umsetzung der Konzepte in
vielen Fällen daran scheitere, dass die Rahmenbedingungen nicht
ausreichten. "Dabei müssen wir zuerst bei uns im Sport schauen, das
haben wir in diesen Tagen gemacht. Erfolgreich sind die
Spitzenverbände, die klar aufgestellt sind, klare Strategien und ein
klares Programm haben", sagte der ehemalige Bundestrainer der
deutschen Tischtennis-Frauen. In einigen Verbänden sei es jedoch eine
Lebensaufgabe für die Sportdirektoren, "die eigenen Gremien auf Kurs
zu bringen".

Die Trainer appellierten darüber hinaus an Politik und
Gesellschaft, ihrem Berufsstand mehr Wertschätzung entgegen zu
bringen. Schimmelpfennig sagte: "Für eine Perspektive im
Leistungssport brauchen wir Trainer und Sportler mit Perspektiven.
Doch junge, talentierte Trainer mit Perspektive entscheiden sich
unter den heutigen Bedingungen nicht für den Trainerberuf." Von einem
ganz praktischen Beispiel berichtete Rodel-Cheftrainer Norbert Loch.
Deutschlands bester Rodel-Nachwuchstrainer habe gerade ein Angebot
vom Nachbarn Österreich erhalten. "Und wir haben es mit ihm gemeinsam
unter finanziellen Engagement des Verbandes geschafft, ihn bei uns zu
halten. Das war notwendig, weil das Angebot der Österreicher
internationalem Standard entsprach, während wir hier Nachholbedarf
haben."

Eines der zentralen Elemente sei die qualifizierte Ausbildung,
darunter als wesentlicher Bestandteil ein Bachelor-Abschluss für die
an der Trainerakademie in Köln ausgebildeten Trainerinnen und
Trainer, waren sich die Anwesenden einig. Darüber werden seit Jahren
erfolglose Gespräche geführt. "Warum gelingt es nicht, ein solch
lebensnotwendiges Thema für die Trainer in überschaubaren Zeit zu
lösen", fragte Hörmann und kündigte an: "In sechs Monaten ist das
Thema gelöst. Ob mit der Deutschen Sporthochschule Köln oder ohne die
Deutsche Sporthochschule Köln wird sich in den nun anstehenden
offenen Gesprächen zeigen."

"Die politische Anerkennung der Trainer ist noch nicht
ausreichend", sagte Dr. Jürgen Wick, der Leiter des Fachbereichs
Ausdauer am Institut für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT) in
Leipzig, der die Arbeitsgruppe Ausdauer auf der
Bundestrainerkonferenz leitete. "Die höchste Anerkennung wäre,
Olympia wieder nach Deutschland zu holen." Die Trainer waren sich
einig, dass Olympia einen enormen Schub für die
Leistungssportentwicklung in Deutschland bringen würde. "Lasst uns
endlich mal wieder diesen Heimvorteil nutzen", formulierten sie
unisono.

Am öffentlichen Schlusstag der Konferenz diskutierten die
Leistungsplaner des deutschen Sports die aktuelle Situation zusammen
mit Gerhard Böhm, Abteilungsleiter Sport im Bundesministerium des
Inneren, Alfons Hörmann, Norbert Loch, Dr. Martina Münch, der
Bildungsministerin von Brandenburg, Dirk Schimmelpfennig und Markus
Ulbig, dem Innenminister von Sachsen. (zusätzlicher Bericht folgt auf
der DOSB-Homepage unter www.dosb.de).

"Die drei Tage hier in Leipzig waren kritisch, konstruktiv, offen
und ehrlich", bilanzierte DOSB-Leistungssportdirektor Bernhard
Schwank.

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen der Bundestrainerkonferenz, die
Länderanalyse des IAT und die Olympiaanalyse Sotschi finden Sie
unter: http://bit.ly/1irsfyh



Pressekontakt:
Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)
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